Vom 30. März bis zum 19. August 2018 würdigt das Amsterdam Museum den weltbekannten Poptempel an der Weteringsschans in der niederländischen Hauptstadt anlässlich seines 50-jährigen Bestehens mit einer Ausstellung.
Circa 200 Fotos zur Geschichte des Paradisos. von Konzerten und Künstlern, von Festen und Zusammenkünften sind zu sehen. Hinzu kommen sehr viele selbst entworfene und selbst gedruckte Veranstaltungsposter, Musikbeiträge, Interviews u. v. m..
Am Anfang der Geschichte des Paradisos steht die Besetzung der ehemaligen verlassenenen Kirche durch hippe und rebellische Jugendliche (1967). Diese mussten das beeindruckende leerstehende Gebäude allerdings schnell wieder räumen. Der erste „offizielle“ Paradiso Abend war dann am 30. März im Folgejahr. Es soll gleichermaßen irritierend und atemberaubend gewesen sein. Ein „kosmisches Entspannungscentrum“ (in einer Kirche) war angekündigt und erwartete seine Besucher. So war es auf dem schmucken Eröffnungsposter zu lesen, das im Original in der Ausstellung zu sehen ist.
Passend zum Entspannungsthema soll die Polizei (erstmalig?) einen Hausdealer und den Verkauf von Haschisch und Marihuana geduldet haben. Den weiteren Verlauf der liberalen niederländischen Drogenpolitik darf man an dieser Stelle sicher als bekannt voraussetzen. Vielleicht war das damals aber mit ein Grund, warum das Gebäude sehr schnell bei Jugendlichen in ganz Holland und darüber hinaus eine Art Heimat wurde. Heimat durchaus im wörtlichen Sinne, denn oft suchten besorgte Eltern im neuen Entspannungszentrum nach ihren verloren geglaubten Kindern. Drogenangebote waren aber nicht alles: Das Paradiso veranstaltete regelmäßig Kindernachmittage, makrobiotische Ernährungstage, zeigte Theaterstücke oder erotische Undergroundfilme.
In den folgenden Jahrzehnten traten im Paradiso viele bekannte Musiker und Bands auf, und zwar über alle Sparten der modernen Musik. Insgesamt waren es bislang mehr als 26.000 Veranstaltungen darunter Auftritte von The Sex Pistols, Prince, David Bowie, Kurt Cobain, Cheb Khaled, Kane, Amy Winehouse, Beth Heart, Snoop Dogg und viele andere. 2001 trat Herman Brood im Paradiso seine letzte Reise an.
Mehr wollen wir an dieser Stelle nicht verraten: Eins ist klar: Holland war im Paradiso in Sachen Kunst und Kultur und musikalisch nie in Not und ist aus vielen Gründen eine Reise Wert. Auch heute noch und vermutlich auch noch in den nächsten 50 Jahren.
Amsterdam Museum
Klaverstraat 92
Amsterdam / Niederlande
Gisbert Wegener