Im Rock-und-Pop-Museum Gronau beschäftigt man sich derzeit mit der Geschichte des Musikclips – die Ausstellung „Imageb(u)ilder – Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft des Videoclips“ läuft noch bis zum 3. Juli 2011.
Auch wenn die Ausstellung durchaus Lücken und einige logische Brüche aufweist, wie die Frankfurter Rundschau moniert, so erwartet die Besucher dennoch ein kurzweiliges Vergnügen und ein anregendes „Bad“ in vielen Bildern und Tönen. Denn die Geschichte des Musikvideos begann keineswegs erst mit den Musiksendern MTV oder VIVA in den 80er oder frühen 90er Jahren, sondern schon sehr viel früher – bereits Ende des 19. Jahrhunderts konnte man in Kinetoscopen kurze Filme mit Musik abspielen.
Zu sehen und zu hören sind natürlich Klassiker wie Michael Jackson’s „Thriller“, der nicht nur mit seiner Länge von etwa 15 Minuten alle vorher bekannten Formate sprengte. Auch viele so genannte „Promo-Clips“ sind zu sehen, die nicht – wie es ein Rock-Klischee will – Mitte der 70er Jahre von ABBA „erfunden“ wurden. Stattdessen müssten hier z.B. „The Shadows“ genannt werden, die bereits 1960 eine „Video-Disc“ auf den Markt brachten. Auch die Beatles oder die Kinks brachten lange vor ABBA (1966/67) Muskvideos heraus, die schon über die reine Reproduktion beziehungsweise Nachempfindung von Bühnenauftritten hinausgingen und die Darstellung eines Songs miit schauspielerischen Inhalten versuchten.
In den 80er und 90er Jahren waren erfolgreiche Bands ohne eigene – mehr oder weniger kunstvolle und aufwendige – Musikclips kaum vorstellbar. Erst der Niedergang der Musikindustrie in den 00er Jahren brachte eine drastische Verringung der Musikvideobudgets und damit des Outputs an neuen Videos. Andererseits hat das Internet und die Entwicklung geeigneter Software heute Bands wie Fans in die Lage versetzt, ohne großen Aufwand eigene Musikvideos zu kreieren. Das Musikvideo ist daher keineswegs „am Ende“, sondern seine weitere Entwicklung ist völlig offen. Es bleibt spannend!
Zu den Künstlern, die sich schon sehr früh mit den „Promo-Clips“ beschäftigten, gehörte z.B. Alice Cooper, dessen kalkulierte „Schockeffekt'“-Auftritte sich natürlich auch wunderbar für „kräftige“ Bilder eigneten. In vielen Kreisen waren zwar „Hits“ wie „Schools Out“ oder „18“ als Pennäler-Rock verschrien, aber das Ouevre von Alice Cooper lässt sich nicht so leicht den gängigen Rock-Klischees ein- bzw. unterordnen. „Halo Of Flies“ war z.B. so ein Stück, dass in vielen progressiven Diskotheken der 70er Jahre zum Standard-Repertoire gehörte. In Deutschland wurde das mit 8:26 Minuten für eine Single überlange Stück 1973 als B-Seite von „Billion Dollar Babies“ veröffentlicht und von hellwachen DJs im wahrsten Sinne des Wortes in den Vordergrund gespielt. Auch heute noch gut anzuhören: Alice Cooper mit „Halo Of Flies“. Genießt es.
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Wilfried
Musikclips haben mit den klassischen Musiksendern erst so richtig den Durchbruch geschafft. Doch seitdem es bei diesen Sendern nur um Geld geht, anstatt mal an die Interessen der Zuschauer zu denken, geht es allmählich bergab. Dafür springen andere Musiksender in die Bresche, die dann auch nur Musikvideos zeigen.