Best Of Rock Disco

Die (englischsprachige) Website Ultimate Classic Rock ↑ ist kein Magazin im klassischen Sinne, sondern besteht fast durchweg aus den bei Musikjournalen so beliebten Listen. Für Rockhistoriker*innen ist die Seite ein Labsal der besonderen Art, den hier geht es ausschließlich um die Rock History.

Dort findet sich auch die Liste Top 10 Classic Rock Disco Songs ↑, die schon einigermaßen mutig daherkommt, denn Disco und Rock sind eigentlich zwei Begriffe, die so gar nicht zusammenpassen wollen. Und dennoch haben in den späten 1970ern und den 1980ern, wie die Liste auch bei aller Diskussionswürdigkeit belegt, durchaus Rockbands, die lebendig und am Rhythmus der Zeit bleiben wollten, mit Disco-Beats experimentiert und dabei so manchen Hit gelandet.

Bereits 2006 hat das Plattenlabel Politur eine mindestens ebenso mutig erscheinende Doppel-CD mit dem Titel Munich Rock Disco – 32 Legendary Tracks To Rock & Dance ↑ herausgebracht. Heute sind diese CDs eine gesuchte Veröffentlichung, denn hier wurden wirklich verschiedene Strömungen und Verästelungen der Zeit so gekonnt zusammengestellt, dass für Abwechslung auf jeden Fall gesorgt ist.

Auf den München-Bezug hat eine ähnlich gelungene und als zweiter Teil gedachte Zusammenstellung des gleichen Labels namens Best of Rock Disco Vol. 2 ↑ 2008 verzichtet. Überhaupt darf man den vielleicht eher als augenzwinkernde Reminiszenz an den eigentlichen Munich Disco Sound (Silver Convention, Donna Summer, Penny McLean) verstehen, der mit der Musik dieses Samplers eher wenig zu tun hat.

Rock Disco

Im ausführlichen Vorwort heißt es zur Auswahl der Songs: „Natürlich gibt es MOR-Rock-Sampler en masse – aber oft nur mit immer wiederkehrenden Epigonen der US-Größen und Chartbreaker. Die wahren Club-Hits hingegen (die die ehemaligen DJs nur äußerst ungern herausrücken …) sind in den meisten Fällen nicht zu hören. Sie sind allerdings auch teilweise gar nicht mehr zu ermitteln, oder die Lizenzrechte waren nicht zu bekommen […]. Wir haben uns davon nicht abschrecken lassen. The Best of Munich Rock Disco präsentiert den Clubsound, der etwa Mitte der Siebziger bis Anfang der Achtziger in vielen bundesdeutschen Rock-Diskotheken aufgelegt wurde, insbesondere im heute noch rockfreudigen Bayern und seiner Metropole München. Im dortigen legendären Sugar Shack, Blaupause vieler anderer Clubs in Deutschland, infizierten sich unzählige Discogänger mit tanzbaren Rock-Grooves. Jede Region hatte ihre ‚Rock-Schuppen‘ und die rückten, fernab von damaligen Hitparaden-Standards, viele Bands in den Fokus, die später entweder Weltkarriere machten oder aber ewige Geheimtipps blieben.“

Wie dem auch sei, alles in allem ist die weltweite Aufmerksamkeit für die Münchner Disko-Szene durchaus gerechtfertigt, wie Johanna Schmeller in ihrem Beitrag für die WELT Unsere Eltern waren cooler, als wir ahnten ↑ kundig darstellte. Immerhin können die Münchner auch auf eine bundesweit meines Wissens einzigartige Besonderheit verweisen, die der Tänzer und DJ Mirko Hecktor 2008 veröffentlichte, nämlich eine Diskotheken-Kulturgeschichte Münchens, die es in/von keiner vergleichbaren Großstadt gibt: „Mjunik Disco. Von 1949 bis heute. Blumenbar-Verlag, München. 232 S., 32 Euro“.

War das Publikum in den 1970er Jahren noch experimentierfreudiger und tanzte auch zu progressiven Rock-Klängen, so war es damit spätestens in den 1980er Jahren weitgehend vorbei. Ohne „tanzbare Rock-Grooves“ bekam man den Laden nicht mehr voll und die Kunst der DJs war gefragt wie nie. Wolfgang Schönenberg versuchte im CHARTS, die klassischen Sounds der SCALA-Zeit in ein neues musikalisches Konzept zu integrieren, das alte und neue Trends auf gewohnt hohem Niveau vereinen sollte. Das hat bekanntlich auf Dauer nicht mehr funktioniert, wie er und viele andere progressive Diskotheken der Zeit erfahren und akzeptieren mussten. Aber das ist schon wieder eine andere Geschichte.

In einer Auswahl von einschlägigen Sound-Beispielen darf natürlich der (leider völlig unter- bzw. falsch eingeschätzte) Kurt Hauenstein mit seinem Supermax-Projekt und dem Klassiker Lovemachine nicht fehlen. Es folgen Ian Hunter mit Bastard sowie die RAH Band mit Electric Fling.

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen

Wilfried

Schreibe einen Kommentar