Das ZDF will rocken

Am 7. Mai 2011 wird der erfolglose ZDF-Theaterkanal durch einen neuen Kulturkanal namens zdf.kultur ersetzt. Das Ziel der Programmmacher ist ehrgeizig, denn das Programm soll einem erweiterten Kulturbegriff verpflichtet sein, der das Lebensgefühl der heutigen Gesellschaft widerspiegelt. Im Mittelpunkt steht demnach die Popkultur, und die Generation der 60er und 70er Jahre soll im neuen Kulturkanal genauso eine Heimat finden wie die nachwachsende Generation der Indies, HipHopper und Electronics.

Das bisher bekannt gewordene Programm ist im Vorfeld schon heftig diskutiert worden („zdf.kultur: Zwischen Wiederholtem und Bewährtem„). Interessante Ansätze sind aber durchaus dabei. Wenn der Blickwinkel der Beiträge ein wenig subversiver, provozierender und frecher als bisher vom ZDF gewohnt und Rock’n’Pop-Musik von den 60er Jahren bis heute zu sehen und zu hören sein wird, so bedeutet das für die deutsche Fernsehlandschaft durchaus einen immensen Fortschritt.

Wenn wirklich „moderne Musikformen“ im Programm von zdf.kultur eine herausragende Rolle spielen sollten und es darüber hinaus weniger um die Musik aus den Charts und den Mainstream gehen wird, sondern um mehr oder weniger alternative Club- und Szenetrends, so wird der neue „Rock“Kanal seine Zuschauer finden.

Eine wirklich gute Idee stellen z.B. die angekündigten Live-Übertragungen der zehn „besten“ Musikfestivals – darunter Hurricane, Glastonbury, Roskilde, Splash und Wacken – mit den derzeit angesagtesten Bands aus Rock, Indie-Pop, Hip Hop und Metal dar. Mal sehen, was aus den Ankündigungen wird.

Der Sendeplatz um 19:10 Uhr ist vorerst für Popkultur-Dokumentationen und -Reihen reserviert. Den Anfang macht die britische Reihe „Seven Ages of Rock“, in der nachgezeichnet wird, wie ab Mitte der 60er Jahre plötzlich eine höllisch laute Band nach der anderen die Musikwelt auf den Kopf stellte. Zu diesen Bands gehörten auch die britischen „Kinks“, anlässlich deren Konzert am 17. Oktober 1965 in der Weser-Ems-Halle in Oldenburg die Oldenburger Lokalzeitung von „krakelenden Sängern“ mit langen Haaren und einem „Femina-Look“ schrieb, bei deren „Musik“ sich die „wirklichen Könner der deutschen Musik-Geschichte“ schamrot abwenden müssten.

Auf den britischen Inseln war man da bereits sehr viel weiter. Dort zeigte z.B. BBC 4 am 10. Mai 1964 in der Sendung „Beat Room“ ein Konzert der „Kinks“ und alle genossen es. Wir hören daraus „You Really Got Me Now“.

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Wilfried

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