Der Film: Eine der größten Tanzeinlagen aller Zeiten – der Konzertfilm „Wattstax“

Die in Memphis ansässige Plattenfirma Stax war in den 60ern und 70ern eines der wichtigsten Labels für schwarze Musik und prägte mit der eigenen Studioband und den legendären Memphis Horns einen eigenen Sound, der noch Jahre später in der Musik der Blues Brothers fröhliche Urständ feierte.

1972 hatte der Stax-Geschäftsführer Al Bell die Idee, sich an der Westküste im Rahmen des jährlichen „Watts Summer Festivals“, das nach den massiven Unruhen von 1965 ins Leben gerufen worden war, zu präsentieren. Bell verfolgte mit der Veranstaltung nebenbei ökonomische Ziele. Er wollte eine Westenküsten-Dependance sowie eine Filmabteilung aufbauen.

Stax hatte ausreichend Künstler unter Vertrag, um das Line-up für ein eigenes Festival zu stellen: die Staple Singers, Albert King, Carla Thomas, Johnnie Taylor und viele andere traten ohne Gage auf und ermöglichten so den niedrigen Eintrittspreis von einem Dollar. Die Stadtverwaltung stellte das Sportstadion „Memorial Coliseum“ zur Verfügung. Reverend Jesse Jackson übernahm die Moderation. Im Stadion waren ausschließlich schwarze Polizisten zugelassen, und sie durften keine Schusswaffen tragen.

Obwohl die damals schon notorisch gewaltbereiten Banden des Viertels im Rund zahlreich vertreten waren, verlief das Festival ohne Zwischenfälle. Beinahe jedenfalls. Eigentlich war den Besuchern das Betreten des Innenraums verboten. Beim mitreißenden Auftritt des Soul-Stars Rufus Thomas aber gab es kein Halten mehr – hunderte sprangen über die Bande und lieferten den Kameras eine der größten Tanzeinlagen aller Zeiten. Höhepunkt des Festivalprogramms war der Auftritt von Isaac Hayes, der regelrecht zelebriert wurde: Hayes wurde in einem offenen Straßenkreuzer in die Arena gefahren, betrat die Bühne getreu seinem Spitznamen wie ein „Black Moses“ und brachte mit seinem Hit „Theme From Shaft“ die Ränge zum Toben.

In der ursprünglichen Fassung des Konzertfilms, der an diesem Tage entstand, musste diese Passage aus rechtlichen Gründen ausgespart bleiben. Inzwischen wurde der Film restauriert; in der Lagerhalle wird die integrale Fassung gezeigt.

„Wattstax“ aber ist nicht nur ein Musikfilm, sondern auch aussagestarkes Zeitzeugnis einer Phase, in der die schwarze Bevölkerung der USA an Selbstbewusstsein gewonnen hatte. Die Bilder strotzen förmlich vor einschlägigen Signalen. In der Musik, in der Sprache, auch in der Mode und im zeitgleich an Bedeutung gewinnenden schwarzen Kino drückten sich Stolz und die Besinnung auf eigene kulturelle Traditionen aus.

Auf vielerlei Weise äußerte sich die – heute längst stornierte – Emanzipation von eurozentrischen Schönheitsidealen. Die Garderobe ist bunt und folgt eigenen Linien; selbst Jesse Jackson zeigt sich in einem folkloristischen Dashiki. Das Haar wird im Afro-Look naturkraus getragen. Die Musiker der Bar-Kays wie auch Isaac Hayes schmücken sich mit goldenen Ketten – das Instrument der Versklavung wird trotzig umgewidmet zu einem Symbol der Befreiung.

Die selten gezeigte Konzertdokumentation „Wattstax“ läuft mit Unterstützung der Kinogruppe am 3. März um 20.00 Uhr im Rahmen der „My Generation“-Party in der Lagerhalle. Anschließend knüpfen die DJs Gisbert Wegener und Harald Keller nahtlos an, mit Rock, Blues, Funk und Pop, wie sie in den progressiven Diskos der 60er, 70er und frühen 80er aufgelegt wurden.

Termin: 3.3.
Ort: Lagerhalle, Rolandsmauer, Osnabrück
Beginn: 20.00 Uhr
Eintritt: 5,-
Info: www.lagerhalle-osnabrueck.de.

Harald Keller

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