Deutsche Underground-Perlen der 70er IV

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  2. Deutsche Underground-Perlen der 70er II
  3. Deutsche Underground-Perlen der 70er III
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Kann sich noch jemand an die „Les Humphries Singers“ erinnern? Das war Anfang bis Mitte der 1970er Jahre eine multi-ethnische Gesangsgruppe, die mit viel guter Laune etwas Hippie- und Gospel-Feeling in die triste deutsche Hitparadenwelt einbrachte. Die Verflechtung dieser bunten und vitalen Truppe mit der deutschen und internationalen Musikszene war größer, als man es damals wahrnehmen konnte und erschließt sich erst heute in der Rückschau zur Gänze.

Halbwegs bekannt ist noch die Tatsache, dass Les Humphries selbst Ende der 1960er Jahre Keyboarder der Hamburger „One-Hit-Wonder“-Gruppe „Wonderland“ war und aus den Reihen der „Les Humphries Singers“ die späteren Schlager- und Discogrößen „Jürgen Drews“, „Boney M.“ und „Silver Convention“ hervorgingen. Einige der stets äußerst talentierten Sängerinnen und Sänger traten aber auch bei internationalen Musikproduktionen wie dem Musical „Hair“ oder bei Schallplattenaufnahmen von „T. Rex“ und „Mott The Hoople“ bis hin zu Pink Floyd’s „Dark Side Of The Moon“ in Erscheinung.

Zu diesen zählte auch der aus England stammende John Lawton, der bei den „Les Humphries Singers“ u.a. den Hit „Mama Loo“ sang. Lawton stieg nach dem Ende der Gruppe 1976 bei „Uriah Heep“ ein, war aber bereits ab 1970 auch Sänger der deutschen Progressive-Rock-Band Lucifer’s Friend. Es ist eine nette Anekdote, dass auch der Rest von Lucifer’s Friend sich neben der Band-Tätigkeit mit einem Engagement beim „James Last Orchester“ über Wasser hielt (das den auch jenseits des von ihm gewohnten gediegenen und weichgespülten Big-Band-Sounds auf seinen Platten gehörig losrocken konnte).

Zumindest die ersten vier Platten von Lucifer’s Friend zählen heute zu den gesuchten Raritäten des Krautrock. Gerade im englischsprachigen Raum hat die Band noch heute viele Fans. Leicht gemacht haben es Lucifer’s Friend jedoch weder sich noch ihren Hörern. Für Manager und Plattenfirma muss die Band geradezu ein Graus gewesen sein.

Lucifer’s Friend erfanden sich praktisch für jede ihrer Plattenproduktionen aufs Neue und orientierten sich stets an anderen internationalen Vorbildern. Ihrer ersten LP „Lucifer’s Friend“ von 1970 mit Heavy-Rock à la „Black Sabbath“ oder „Led Zeppelin“ folgte 1972 eine zweite Platte („Where the Groupies Killed the Blues“) mit experimentellen und progressiv-psychedelischen Ausflügen. Das Album „I’m Just a Rock & Roll Singer“ von 1973 wiederum bot amerikanischen „Grand-Funk-Railroad“-Rock, und „Banquet“ von 1974 hätte auch von „Steely Dan“ stammen können. Es waren Platten entstanden, die sich zwar eng an die Vorbilder anlehnten, aber doch ganz eigene Interpretationen bestimmter Musikrichtungen auf hohem Niveau enthielten.

Entsprechend zu vermarkten war ein solches musikalisches Ouvre wohl kaum, und auch die Fans hatten trotz stets guter Kritiken ihre Probleme. Lucifer’s Friend verschwanden im Verlauf der späteren 1970er Jahre trotz anhaltender Versuche praktisch spurlos in der Versenkung.

Wie schade das ist und wie gut die Platten von Lucifer’s Friend waren, zeigen nun als Beispiele die Songs „Ride The Sky“ von 1970 und „Spanish Galleon“ von 1974. Stücke wie diese würden sicher auch auf den derzeit angesagten Revival-Partys für erstauntes Aufhorchen sorgen. Lautstärkeregler hoch! 🙂

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Wilfried


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