Die 5 Phasen unseres Musikgeschmacks

Die Universität Cambridge beschäftigt sich bereits seit geraumer Zeit mit der Musik, die wir hören und inwieweit sie unser Leben bestimmt. So lautete z.B. die Quintessenz einer Reihe von Studien, die sich 2009 mit dem Zusammenhang von Persönlichkeit und Musikgeschmack beschäftigten, schlicht und einfach „You Are What You Listen To„. Danach dient unser Musikgeschmack einerseits dazu, uns selbst zu präsentieren und von unserer Persönlichkeit und unseren Werten zu erzählen, andererseits aber auch dazu, andere anhand ihres Musikgeschmacks zu definieren und zu beurteilen.

Es liegt auf der Hand, das dies manchmal hilfreich sein kann, aber auch dazu beiträgt, Stereotypen und Vorurteile zu verfestigen.

2013 nun berichtet die Universität Cambridge darüber, dass sich laut einer weiteren Studie unser Musikgeschmack im Laufe der verschiedenen Lebensphasen ändert und insgesamt 5 Phasen durchläuft („The musical ages of modern man: how our taste in music changes over a lifetime„).

Diese 5 Phasen orientierten sich danach an den sozialen und psychologischen Bedürfnissen, die mit den verschiedenen Altersstufen verbunden seien. In der ersten Phase, in der es vor allem darum ginge, seine Identität zu finden, hören wir demnach „intensive“ Musik wie Punk oder Heay Metal. Sobald die Adoleszenz überginge in das frühe Erwachsenenalter – die 2. Phase – würden wir unabhängiger von der Meinung anderer und hörten überwiegend Elektronik und R&B-Musik. Die 3. Phase sei eine eher softe, romantische, vom Wunsch nach Familiengründung geprägte Phase, in der man emotionale, positive und tanzbare Musik schätze. Anschließend gelange man in die 4. – anspruchsvolle – Phase, die von Intellekt und Status geleitet sei und in der man Jazz oder Klassik höre. Im Alter schließlich, in der 5. Phase, verlören wir als gereifte Menschen zunehmend den Drang, sich an bestimmten „Peer-Groups“ zu orientieren und hörten demnach „unprätentiöse“ Musik wie Country oder Folk.

Diese Studie basiert auf den Daten von über 250.000 Teilnehmern über einen Zeitraum von 10 Jahren, womit sie wohhl eine gewisse Gültigkeit beanspruchen darf. Andererseits wird in der Studie offensichtlich nicht berücksichtigt, dass Musik heute einen ganz anderen Stellenwert im Leben von Jugendlichen hat als z.B. während der Anfangsjahre der Rockmusik. Gesellschaftliche Entwicklungen waren aufs Engste mit Musikstilen und bestimmten Musikern verbunden bzw. wurden durch sie erst angestossen. Das dürfte auch Spuren in der Biographie der zeitgenössischen Musikhörer hinterlassen haben, die es heute nicht mehr geben kann, weil Musik überwiegend nur noch kommerzielle Bedeutung hat und als Unterfütterung von Freizeitaktivitäten dient. Immer öfter wird heute beklagt, dass jener Trend und jener Stil keinen „Soundtrack“ mehr habe bzw. hervorbringe.

Eine durchgehende Schlüssigkeit lässt sich der Studie der Universität Cambridge sicher nicht absprechen. Andererseits scheint es so viele Ausnahmen von diesen „Regeln“ zu geben, dass zumindest intensiv darüber diskutiert werden könnte oder besser müsste. Auf viele Kommentare freut sich

Wilfried

P.S.: Über die Zusammenhänge zwischen Persönlichkeit und Musikgeschmack hat die Universität Cambridge in der Reihe „Cambridge Ideas“ einen kleinen, aber feinen (englischsprachigen) Kurzfilm veröffentlicht:

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