„Die Not hat ein Ende! Die Zeit der Dorfmusik ist vorbei!“ So stand es auf dem Plakat zur Eröffnung des Hamburger „Star-Clubs“ am Freitag, den 13. April 1962, und nicht zuletzt mit diesem Stoßseufzer ist der „Star-Club“ zu einem besonderen Symbol der 1960er Jahre mit all ihren Verheißungen vom musikalischen, gesellschaftlichen und kulturellen Wandel geworden.
Natürlich sind es vor allem die drei Gastspielaufenthalte der Beatles gewesen, die dem Beat-Schuppen auf der Reeperbahn die ewige Aufmerksamkeit der Menschheit garantiert(e). Obwohl der „Star-Club“ bereits am 31. Dezember 1969 wenig glamourös wegen finanzieller Probleme schließen musste und etwas später auch die Beatles am Ende waren, wird heute allerorten an das 50-jährige „Jubiläum“ des „Star-Clubs“ erinnert, als wäre es erst gestern geschehen.
Viel interessanter als die Geschichte des „Star-Clubs“ ist aber meines Erachtens die Geschichte der Beat-Szene allgemein, wie sie sich in den 1960er Jahren im gesamten (West-)Deutschland entwickelte und präsentierte. Mit „Dorfmusik“ war auch weniger das Musikschaffen auf dem Lande gemeint, sondern eher die spezielle, sehr provinzielle und sehr öde und spießige Musikszene im Deutschland jener Jahre.
In diesem Zusammenhang sei noch einmal auf die Bücher von Hans-Jürgen Klitsch verwiesen, der das Standardwerk zur deutschen Beatgeschichte „Shakin‘ All Over – Die Beatmusik in der Bundesrepublik Deutschland 1963-1967“ verfasst hat, das seit 2001 in einer zweiten und erweiterten Auflage vorliegt. In seinem Buch „Otto & Die Beatle Jungs“ hat er seine Studien zur „Beatszene der 60er Jahre“ im Raum „zwischen Oldenburg, Emden und Wilhelmshaven“ noch einmal vertieft und eine detailreiche, launige, humorvolle und sehr erhellende Regionalgeschichte der etwas anderen Art geschrieben. Das Buch ist 2008 im Isensee-Verlag in Oldenburg entschieden.
Und natürlich muss hier auch Klitsch‘ sehr verdienstvoller Essay „Beat Beat Beat – Vor uns war Krieg“ erwähnt werden, der 2007 im Begleitband zur Ausstellung „Break on through to the other side – Tanzschuppen, Musikclubs und Diskotheken im Weser-Ems-Gebiet in den 1960er, 70er und 80er Jahren“ erschienen ist (ebenfalls im Isensee-Verlag Oldenburg). Erstmals kann er hier nämlich belegen, dass die Beat-Szene in Deutschland sich zwar spät, aber dann mit aller Macht und großer Breitenwirkung Bahn brach und jahrelang die bestimmende Jugendkultur darstellte – gegen den massiven und zum Teil hasserfüllten und brutalen Widerstand der Elterngeneration, die sich in großen Teilen in den 1960er Jahren noch als stark im Denken der Nazi-Zeit verhaftet zeigte.
Aus heutiger Sicht war es vor allem die Musik und ihre kulturellen Begleiterscheinungen, deren Entwicklung in immer neuen Piruetten man eben im „Star-Club“ auf der Reeperbahn, im „Beat-Club“ im Fernsehen und in zahllosen Beat-Schuppen der Region nahezu atemlos folgen konnte, die die unterschiedlichen „Szenen“ miteinander verband und sie in ihrem Streben nach (nicht nur musikalischer) Freiheit bestärkte.
Besonders groß war die Überraschung, wenn „The Monks“ die Bühne betraten. Die aus 5 amerikanischen G.I.s bestehende Beat-Band, die in den 1960er Jahren nur in der damaligen Bundesrepublik aktiv war, hatte einen ganz eigenwilligen, „minimalistischen, repetitiven und extrem rhythmisierten“ (Laut.de) Sound entwickelt, den in ihrer aktiven Zeit kaum jemand verstand, der sie aber später zu bis heute unvergessenen Urvätern zahlloser Punk-, New Wave- und Independent-Bands machte. „The Monks“ mit „Monk Chant“ im „Beat-Club“ 1965:
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Wilfried