Digitalradio vs. Internetradio

Anlässlich der derzeit stattfindenden Internationalen Funkausstellung (IFA) in Berlin wird auch massiv für das kommende Digitalradio geworben, das für nichts weniger als eine Revolution des Radiohörens sorgen würde.

Technisch gesehen ist das nicht ganz falsch. Deutliche Qualitätsverbesserungen bei Empfang und Klang und mehr Platz auf dem Frequenzspektrum werden dem Digitalradio zweifellos in absehbarer Zeit zum Durchbruch verhelfen, zumal es bereits diverse und zunehmend kostengünstigere Abspielgeräte gibt.

Doch Vorsicht: derzeit existieren gerade einmal 12 (nicht sonderlich spektakuläre) Digitalradio-Programme, die – zumindest theoretisch – bundesweit zu empfangen sind. Und wenn erst einmal die öffentlich-rechtlichen wie privaten Sender ihr komplettes Programm digital ausstrahlen, wären wir wieder beim vielfach beklagten „Formatradio“ und „Dudelfunk“ angekommen, das uns wie gehabt inhaltlich flache und stromlinienförmige Konsumware ins Ohr liefern wird.

Wer sich an Namen wie Winfrid Trenkler, Paul Baskerville, Peter Urban oder Klaus Wellershaus und von ihnen moderierte Sendungen wie „Rock in“, „Radiothek“, „Musik nach der Schule“ oder „Der Club“ aus den 1960er bis 80er Jahren erinnert, müsste eigentlich fast zwangsläufig in eine melancholische und wehmütige Grundstimmung verfallen.

Doch die Rettung ist nahe – und zwar in Gestalt des hier schon vor zwei Jahren bejubelten Internetradios. Rund 2.700 deutsche Webradios existierten bereits im April 2010, von den zahlreichen internationalen Stationen ganz zu schweigen. Bleibt es bei der derzeitigen jährlichen Wachstumsrate von 56 Prozent, werden in Zukunft noch viele weitere Sender im Internet empfangbar werden.

Das bestechendste Merkmal der Internetradios ist ihre Individualität und Unabhängigkeit – und natürlich ihr wahrlich grenzenloser musikalischer Horizont. Auf den Internetradios auflistenden Portalseiten wie „Shoutcast Radio“ oder „Live365“ sind Programme für jeden Geschmack verzeichnet. Mit ihrer Hilfe ist es möglich, sich den ganzen Tag (eine Flatrate vorausgesetzt …) mit guter Musik zu umgeben, ohne das Radio anzumachen oder die eigene Musiksammlung zu bemühen. Viel zu viele und lange Jahre war das nicht möglich: DAS ist die eigentliche Revolution, mit der sich „das Radio“ seine einstige Bedeutung und innovative Kraft wieder zurückerobern könnte.

Garantiert nur im Internetradio zu hören ist das folgende Stück der Band „May Blitz“, einem britischen Rock-Trio aus den frühen 1970er Jahren, deren Mitglieder später u.a. bei Colosseum, Vinegar Joe und Uriah Heep zu Werke gingen. „Smoking the day away“ von ihrem 1970er Debüt-Album „May Blitz“ hat nicht nur einen schön tiefsinnigen Titel, sondern ist zugleich ein Stück, das in ambitionierten Diskotheken wie Wolfgang Schönenberg’s „Scala“ zu den absoluten Highlights gehörte. Listen.

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Wilfried

1 Gedanke zu „Digitalradio vs. Internetradio“

  1. Sehr schön, gerade aus diesem Grunde betreibe ich unter der Laut.fm Flagge mein internetradio „Freakquency“. Ich habe noch Winfried Trenkler gelauscht und möchte viele gute Rockmusik, egal ob alt oder neu an möglichst viele Muiskfans weitergeben.
    In diesem Sinne : happy listening

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