Diskotheken faszinier(t)en ihre Besucher und Betrachter – und das offensichtlich nicht nur während der Öffnungszeiten, sondern auch „am Morgen danach“ oder nachdem sie schließen mußten. Das dem so ist, bewiesen z.B. 2012 die beiden jungen Fotografen André Giesemann und Daniel Schulz, die im Rahmen ihrer Serie „Vom Bleiben“ Großstadtclubs „am Morgen danach“ fotografiert haben.
Der italienische Fotograf Antonio La Grotta hat in diesem Jahr verfallende italienische Nobel-Discos fotografiert, die Spiegel Online sicherlich nicht zu Unrecht „Ruinen des Größenwahns“ ↑ genannt hat. Progressiv waren diese Discos wohl eher nicht, doch wenn es stimmt, was die Musikzeitschrift „Spex“ schon 1992 schrieb – „Es gibt in Italien außer der Disco praktisch keine andere Form der abendlichen Unterhaltung“ -, so wird einmal mehr deutlich, welch‘ großen Stellenwert Discos und ihre Musik im Leben von Jugendlichen hatten (und auch heute noch zuweilen haben können).
Die Fotos, von denen ein Teil derzeit auf Spiegel Online zu sehen ist, haben einen morbiden Charme und ein gewisser Nachhall der einstigen lebensprallen Nächte scheint immer noch in den verfallenden Wänden zu stecken – wohl weil wir sie unbewußt mit unseren Erinnerungen und den Bildern in unseren Köpfen vermischen.
Auch die Bloggerin Jessica da Ros folgt bereits seit 2012 den Spuren dieser legendären Orte ↑ und dokumentiert die mehr oder weniger zerfallenen Gebäude italienischer Discos, die einst Tausende von Besuchern anlockten („Die Tanztempel erfüllten die großen Träume ihrer Erschaffer – und Tausende kleine Träume jedes Wochenende“ – Spiegel Online).
In Deutschland existieren ebenfalls legendäre Diskotheken-Orte – die Diskotheken-Ausstellung im Schlossmuseum Jever versuchte, einen kleinen Teil davon zu dokumentieren. Es wäre durchaus wünschenswert, wenn auch in Deutschland Fotografen ihre Kameras in die Hände nähmen und diese einstigen Sehnsuchtsorte ablichteten und dokumentierten, bevor diese ganz verschwunden sind …
Verfallende Disco am Oldenburger Hafen. Copyright Foto: Wilfried Wördemann
Vor allem musikalisch gesehen gab es recht strikte Grenzen zwischen den „Rockschuppen“ und den „Tanztempeln“. Nur wenige Songs schafften es in beide Welten. Perfekte Beispiele in diesem Sinne – für die Tänzer unter uns – sind z.B. der „Boogie Train“ von Hamilton Bohannon, Grace Jones‘ „Private Life (Dub Version)“ und „Long Train Running“ von Traks.
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Wilfried