„Verschwende deine Jugend. Ein Doku-Roman über den deutschen Punk und New Wave“ von Jürgen Teipel aus dem Jahr 2001 war ein Überraschungsbestseller, dem bald eine gleichnamige Doppel-CD und eine Ausstellung in der Kunsthalle Düsseldorf folgen sollten. In dem Buch erzählen wichtige Protagonisten der Szene, „wie durch die englische Punk-Explosion von 1977 erstmals auch eine deutschsprachige Popkultur möglich wurde“ (so formuliert es jedenfalls der Suhrkamp Verlag, in dem das Buch erschienen ist).
Vor allem die Struktur von „Verschwende deine Jugend“ scheint eine Inspirationsquelle für die Neuerscheinung „Electri_City. Elektronische Musik aus Düsseldorf“ (ebenfalls Suhrkamp) gewesen zu sein, einer Hommage an die elektronische Szene Düsseldorfs, die z.B. mit Kraftwerk oder NEU! weltweit wirkende Impulse geliefert hat. Rüdiger Esch (einst Bassist von den KRUPPS) hat eine vielstimmige Montage kreiert, die von den ersten Krautrocktagen bis zur Mitte der 1980er Jahre reicht. Eine ausführliche Rezension von „Electri_City“ findet sich auf De:Bug ↑, dem Blog für „elektronische Lebensaspekte“. Mit Jürgen Teipel’s Buch gibt es viele thematische und musikalische Überlappungen, aber „Electri_City“ ist klarer und pointierter in seinen Aussagen.
„Electri_City“ erzählt von einer Zeit, in der viele – Musiker und Musikhörer – auf der Suche waren nach neuen und anderen Klängen. Mit damals noch analogen Instrumenten entstanden so die Grundlagen für das, was ab Mitte der 1980er Jahre durch die Einführung digitaler Techniken als Elektronische Tanzmusik bezeichnet wurde (Bands wie OMD, Heaven 17 oder Human League profitierten m.E. erheblich von der Düsseldorfer Szene, auch wenn sie den Gründungsvätern in qualitativer Hinsicht nie das Wasser reichen konnten).
Der parallel zum Buch auf Herbert Grönemeyer’s Musiklabel „Grönland“ erschienene Sampler „Electri_City“ macht deutlich, welch‘ fantastische Musik vor allem in den 1970er Jahren und weitab gängiger Rock-Klischees aus den quirligen Altstadtgassen Düsseldorfs hervorgegangen ist – einer Stadt, in der die Szenedisko Creamcheese und eine lebendige Kunstszene zu Experimenten geradezu einluden.
Buch und CD „Electri_City“ werden natürlich in erster Linie diejenigen ansprechen, die von 1970 bis 1986 Musik dieser Art gehört haben. Für alle anderen wäre es ein Abenteuer – aber eines, das sich ohne Zweifel lohnte. Erste Tastversuche auf Youtube könnten dabei sicherlich helfen. Beginnen sollte man vielleicht mit dem dazugehörigen Trailer von Grönlandrecords, um dann fortzufahren mit dem auch auf dem Sampler enthaltenen Stück „Düsseldorf“ von LA Düsseldorf. Den Abschluss könnte schließlich „So weit so gut“ von Harald Grosskopf bilden, von 1984 bis 1994 Titelmelodie von Winfried Trenkler’s legendärer Radiosendung „Schwingungen“, die ein User mit den Worten kommentiert „erinnert mich an die ‚Schwingungen‘-Zeiten in den 80ern, wo man nach zehn Uhr abends mit einer TDK SA 90 alles mitgeschnitten hat, was über den Äther kam. Heute nicht mehr vorstellbar, aber sowas gab’s mal.“ So isses.
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Wilfried