Die Konzert-Landschaft verändert sich, daran gibt es keinen Zweifel. Selbst einige Trendsetter-Festivals wie „Rock am Ring“ sind nicht mehr automatisch ausverkauft, große Hallen melden irritierende Besuchereinbrüche, kleinere Musikclubs und Veranstalter geben auf: Die Besucherin bzw. der Besucher und ihre derzeitige Zurückhaltung sind zu unberechenbaren Größen in der Kostenrechnung geworden.
Wie um diese Situation noch zu unterstreichen, spielte am Montagabend die Band „Focus“ bei „MTS-Records“ in Oldenburg vor sage und schreibe 65 zahlenden Besucherinnen und Besucher. „Focus“ ist immerhin eine Band, die in den 1970er Jahren mit „House of the King“, „Hocus Pocus“ und „Sylvia“ große „Hits“ hatte und jahrelang zu den weltweit besten Progressive-Rock-Bands zählte.
Am Fehlen des damaligen fingerflinken Gitarristen Jan Akkerman lag es nicht, wie die Band schnell bewies. Glücklicherweise lassen nämlich Musiker wie die alten Recken Thijs van Leer und Pierre van der Linden sowie die beiden „Neuen“ Menno Gootjes und Udo Pannekeet das Publikum das Nichterscheinen vieler anderer nicht „büßen“, sondern versuchen noch eine Schippe draufzulegen und ein Konzert zu bieten, von dem die Zuhausegebliebenen noch lange (alp-)träumen werden, weil sie es verpasst haben.
Allein der Sound war jeden Euro wert. Gespielt nur mit analogen Instrumenten und Geräten und ohne die elektronischen „Hilfmittel“ von heute klang die Band genauso wie 1973 – zwar laut, aber ohne das Wummern und Dröhnen, das zuweilen von aktuellen Bühnen herunterwabbert. Jedes Instrument, jedes Solo war klar und deutlich zu erkennen bzw. zu hören, sodass die Musiker gänzlich ihre kompositorische und persönliche Brillanz ausspielen konnten.
Wer kann – und vielleicht die LP noch im Schrank stehen hat – sollte mal wieder die 1973er LP „Focus at the Rainbow“ hören. Exakt so klang „Focus“ gestern in Oldenburg. Wer nicht da war, wird sich ewig ärgern … 😇
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Wilfried
Was hätte ich gegeben, Nr. 66 gewesen zu sein.