Gemeinsam feiern, tanzen, Party machen … so lautete das Motto im Oktober 2013, mit dem die legendäre Disko Circus Musicus unter dem Namen „Circuz Musicuz“ (oder Cirkuz Musikus, so genau weiß das niemand) wiedereröffnet wurde. Seitdem ist über diesen ambitionierten Versuch keine Meldung mehr erschienen, so dass durchaus vermutet werden darf, dass der Versuch nicht gelungen ist.
Dessen ungeachtet regen sich nun im niedersächsischen nordrhein-westfälischen Spargeldörfchen Oppenwehe Kräfte, die die ebenfalls legendäre Disko Pleasuredome ↑ (hervorgegangen aus dem noch legendäreren „Collosseum“) wiederbeleben wollen. Die Neu-Eröffnung ist für den Herbst 2015 geplant.
Beiden Versuchen gemeinsam ist die Annahme, dass sich zwar das Freizeitverhalten und die Musikszenen der jungen Leute verändert haben und insbesondere mit der explodierenden Zahl neuer Festivals eine große Konkurrenz entstanden ist, aber es dennoch gerade auf dem Land nach wie vor an geeigneten Treffpunkten mangelt und so eine überlebensfähige Progressiv-Rock-Disko wie in alten Zeiten möglich wäre.
Zumindest die Namen und die Geschichte(n) dieser einstigen, liebevoll „Dorfdisko“ genannten Orte sind heute in aller Munde. Nach Serien in der Oldenburger NWZ und der Bremerhavener Nordsee-Zeitung hat nun auch die TAZ Bremen ein Wochenend-Special über die einstigen progressiven Diskotheken veröffentlicht (Pleasuredome, Lindenhof, HydePark etc.).
Allzu tiefe und erhellende Einblicke darf man von diesen Artikeln nicht erwarten, sonst würde sie vermutlich niemand lesen. Geradezu ärgerlich ist aber der unterschwellige Nachruf-Charakter, der den meisten Artikeln zu eigen ist. Kein Wort davon, dass sich – initiiert durch die Diskothekenausstellung im Schlossmuseum Jever – eine durchaus große Szene entwickelt hat, die sich zwar auf die Musik und den Geist einer vergangenen Zeit (rück-)bezieht, sich aber voll und ganz in der Gegenwart verortet. Mit reiner Nostalgie lässt sich der Erfolg z.B. vom „Meta“-Theaterstück, von Radio-Sendungen wie der langen Scala-Nacht auf der Ems-Vechte-Welle oder Parties wie „MyGeneration“ und „Musicland“ jedenfalls nicht erklären. Es ist eine Hommage, eine Reminiszenz an Vergangenes, ja, aber vor allem eine Reaktion auf ganz reale, aktuelle Bedürfnisse.
Meines Erachtens können Versuche, legendäre Diskotheken der Vergangenheit wiederauferstehen zu lassen, nur mit einer glasklaren Trennschärfe funktionieren. Eine weitere „Rock-Disko“ braucht niemand, „progressive“ Diskos wie die Lastruper „Scala“ mit ihrem musikalischen und menschlichen Reichtum wären aber möglicherweise auch heute „Sehnsuchtsorte“ …
Nur DJs mit einer umfassenden (Musik-)Bildung und den Erfahrungen vieler Nächte wissen, wann die Leute tanzen wollen und wann sie offen für Unbekanntes sind. Auch die Nacht hat ihre Nuancen, wer sie zu nutzen versteht, hat es geschafft. Das große Vorbild aller „Plattenaufleger“ könnte hier die chronologiefreie, DJ-basierte Internetradiostation Radio Paradise ↑ sein, über die die Website radio.de ↑ schreibt: „Geniale Stilmischung: Folk, Indie, Modern und Classic Rock, World, Electronica und dazwischen sogar ein wenig Klassik und Jazz. Da scheint die kalifornische Sonne“. So könnte es gehen.
In diesem Sinne: drei hochsommertaugliche Songs direkt aus dem Paradise: Galactic mit „Bongo Joe“, Vetiver mit „You May Be Blue“ und die Red Hot Chili Peppers mit „Higher Ground“. Aufdrehen!
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Wilfried
Kleiner Korrekturhinweis: Oppenwehe liegt im Kreis Minden-Lübbecke in NRW – Niedersachsen ist nur ziemlich nahe dran.