Gerade war ich doch noch 19

„Die Zeit sei furchtbar schnell vergangen, hatte Reed noch jüngst in einem Interview gesagt. ‚Wie konnte das passieren? Das hört nie auf, mich zu verwundern. Gerade war ich doch noch 19.'“ Das schrieb DIE ZEIT ONLINE am 27. Oktober 2013 in einem ihrer Versuche, dem Phänomen des gerade verstorbenen Lou Reed auf die Spur zu kommen ↑.

Leicht war und ist das nicht. Zusammen mit The Velvet Underground und als Partner des kongenialen John Cale schuf er mit nur zwei Platten (den ersten beiden LPs der Band) so etwas wie Blaupausen des Underground-Rocks, die sich zwar kaum verkauften, aber zusammen mit einigen Werken der Beatles zu den einflussreichsten Platten überhaupt zählen.

Lou Reeds Texte über Sex, Drogen und Gewalt und die musikalische Experimentierfreude John Cales brachten Dissonanzen, Maschinenlärm und ein gehöriges Maß an Verstörung in die Rockmusik ein, wie es vorher und nachher niemand wieder vermochte.

Das Leben und Wirken Lou Reeds gehört schon seit längerem zu den ewigen Mythen der Rockkultur. Er galt als Journalistenschreck und Super-Egomane, der es seinen Mitmenschen nicht einfach machte. In dem Beitrag „Zum Tode Lou Reeds: Auf der wilden Seite des Lebens“ ↑ wird auf Spiegel Online geschildert, was wirklich hinter all den Geschichten steckte: „Lou Reed wurde am 2. März 1942 in Brooklyn geboren und wuchs als Sohn jüdischer Eltern in Long Island auf. Als er ein Teenager war, musste er eine Elektroschock-Therapie über sich ergehen lassen, von der sich seine Familie erhoffte, sie würde ihn von seiner Bisexualität kurieren. Reed beschrieb die Tortur 1996 im Buch ‚Please Kill Me‘ so: ‚Sie stecken dir dieses Ding in den Hals, so dass du nicht deine eigene Zunge verschluckst, und sie befestigen Elektroden an deinem Kopf (…) Der Effekt ist, dass du deine Erinnerungen verlierst und zum Gemüse wirst. Du kannst kein Buch lesen, weil du schon auf Seite 17 wieder zum Anfang zurückblättern musst.‘ Als Folge der Schocktherapie blieb Reeds linke Gesichtshälfte teilweise gelähmt, selbst wenn er einen Scherz machte, blieb seine Miene beunruhigend starr“.

Wahrlich beunruhigend und eine Schande. Aber wir wollen dem Feuilleton hier keinen weiteren Raum geben, sondern via Youtube Beispiele seiner Musik hören, die offensichtlich unvergänglich ist und unvergessen bleiben wird. Die beiden Songs „Perfect Day“ und „Sister Ray“ stellen so etwas wie Grenzpunkte seines Schaffens dar: Poesie auf der einen und Kakophonien auf der anderen Seite. Angesichts dieser beiden Stücke wird auch einmal mehr deutlich, wieviel die Rockmusik bis heute dem Musiker und Menschen Lou Reed zu verdanken hat. Die meisten Platten von The Velvet Underground und Lou Reed sind problemlos erhältlich. Hört mal wieder das Original kann man dazu nur sagen!

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Wilfried

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