Geschichte der Lightshows

Peter Petersen – Lichtkünstler aus Leidenschaft

Am Samstag, dem 28. Mai 2011 findet im Theatersaal der Compagnia Buffo in Restrup im Osnabrücker Land die fünfte Musicland Party mit Musik aus den alternativen Diskotheken der Siebziger Jahren statt. Highlights der Party werden fantasievolle Lichtprojektionen des Flensburger Lichtkünstlers Peter Petersen sein. Dabei kommen zahlreiche Original-Lightshow-Motive, projeziert in analoger Technik aus den Siebziger Jahren zum Einsatz. Diese wecken Erinnerungen an Farbprojektionen, wie sie früher in der Scala in Lastrup von Wolfgang Schönenberg, bei Rio de Luca in Wittmund oder im Lindenhof in Wetschen zu sehen waren. Grund genug hier einmal der Geschichte der ersten analogen Lightshows nachzugehen.

Figuratives, neonfarbiges Neptun-Motiv aus einer alten Lichtscheibe namens  Marine der Firma PlutoAus der Lightshow Sammlung von Peter Petersen: Figuratives, neonfarbiges Neptun-Motiv aus einer alten Lichtscheibe namens Marine der Firma Pluto

Die Vorläufer der Lightshow-Technik

Bis zur Entwicklung der ersten serienreifen Lightshows war es ein weiter Weg.

Ende der fünfziger Jahre entstanden die ersten Vorläufer. Das waren die so genannten Liquid-Lightshows. Sie arbeiten mit Overheadprojektoren: Seymour Locks ein Kunstprofessor des San Francisco State College experimentierte zunächst mit Glasschalen, die farbige Emulsionen enthielten, die sich aufgrund ihrer chemischen Eigenschaften nicht miteinander vermischten. Er stellte diese auf einen starken Overhead-Projektor und brachte sie in Bewegung. Die entstehenden Projektionen ergaben auf der Leinwand ein sehr buntes bewegtes Farbenspiel und auch im Raum davor, wenn sich dort Personen befanden. Die erste kinetische Lightshow war geboren.

Ein ehemaliger Schüler Seymour Locks, der Dichter und Künstler Elias Romero, erlernte die Technik und verfolgte die Idee weiter, indem er die Technik auf Studentenpartys und bei anderen Gelegenheiten in beliebten Szenetreffs aufführte. Gemeinsam mit Bill Hamm, einem anderen Lightshow-Spezialisten, der 1965 eine Lightshow-Anlage im ersten Psychedelic Rock Club der Welt – dem „Red Dog Saloon“ in Virgina City – entwickelt hatte, erschuf Bill Hamm eine neue kinetische Kunst durch die Kombination von „Liquid Light Shows“, Diaprojektoren und rotierenden Farbscheiben, die in der psychedelischen Ära im Raum San Francisco im „Fillmore West“, „Matrix“, im „Light Sound Dimension“ (LSD)-Theater und im „Avalon Ballroom“ zu erleben waren.

Die Lightshows boten den Künstlern einen neutralen Raum, in dem sie Abstraktion und Repräsentation, Wissenschaftlichkeit und Spiritualität, elektronische und natürliche Elemente, Sound und Vision in Form einer kinetischen Kollage sich gegenseitig überlappend zusammenbringen konnten. Es war für sie das ultimative synästhetische Erlebnis. Auf manchem Plattencover sind diese Lightshows der Endsechziger zu sehen. So z. B.auf dem Plattencover des Millionensellers von Iron Butterfly „In A Gadda da Vida“, ferner bei der LP Country Joe & The Fish, “Electric Music for Mind And Body” oder der LP des “Charles Lloyd Quartetts “Love-in”.)

Man darf gespannt sein, welche Effekte Peter Petersen im Theatersaal von Restrup zum Einsatz bringt.

Analoge Lightshows sind heute rar. Jeder Lichtkünstler hat seine eigene Handschrift. Peter Petersen kombiniert verschiedene Techniken und projeziert sehr großformatig.

Für die passende Musik sorgt das bewährte DJ-Team aus Harald Keller, Udo Pooschke und Gisbert Wegener. Als Auftakt der Veranstaltung um 21:00 Uhr wünscht sich der Lichtkünstler das Stück „Set the Controls to the heart of the Sun“ von Pink Floyd oder das atmosphärische zwanzigminütige Stück „Bel Air“ von der LP Future Days der deutschen Kultgruppe Can. – Die Siebziger Jahre Lightshows sind in ihrer eigenen Zukunft angekommen.

Musicland Partys sind nicht kommerzielle Kulturveranstaltungen des Kultuvereins LiFT e. V. Restrup. Sie finden regelmäßig 2 x im Jahr statt.

Weitere Informationen bei gisbert.wegener@t-online.de

Faszination und „Magie“ kinetischer Kunst

Gehen wir noch ein Stück weiter auf unserer Zeitreise. Teil der San Francisco Szene war auch Joshua White, der mit Light Shows für Jefferson Airplane und Grateful Dead in San Francisco seine Karriere begann. Zahlreiche Liveauftritte der „Grateful Dead“ setzte Joshua White farblich in Szene und verstärkte so die sprichwörtliche „Magie“ ihrer Liveauftritte mit seiner „Lightshow“.

Joshua White ging später mit Bill Graham, dem Betreiber des Fillmore West in San Francisco, nach New York, als dieser dort das Fillmore East eröffnete. Im Fillmore East verband Joshua White moderne Bühnentechnik mit kinetischer Kunst und stellte für das Veranstaltungszentrum ganze Batterien von Overheadprojektoren, Diaprojektoren mit vorgeschalteten rotierenden bunten Farbscheiben und Filmprojektoren zusammen, die mit der Zeit immer größere Dimensionen annahmen.

Dabei wandte er das Prinzip der Rückprojektion an. Die Projektionen gelangten also nicht mehr quer durch den Zuschauerraum zur Bühnenwand, sondern die Projektoren bestrahlten die transparente Bühnenwand von der Rückseite aus. Die Farben und Bilder schienen dabei aus dem Nichts aufzutauchen und das wollte er auch erreichen: die perfekte Illusion.

Man stelle sich vor: Er brauchte nur einen Tropfen vorbereitete Farbe aus einer Pipette tropfen zu lassen. Sobald der Tropfen in die mit speziellen Farbflüssigkeiten präparierte Glasschale fiel und die dort vorhandenen anderen Farben stoßartig, strahlenförmig und vom Zufall gesteuert auseinander fließen ließ, entstand aufgrund der riesigen Vergrößerung des Apparates auf der Bühne ein gigantischer zuckender Farbflash.

Was sich hier als einfache Technik liest, war in der Praxis allerdings das Ergebnis langer ausgeklügelter Experimente der Farbkünstler mit diversen Farbstoffen, Wasser, Ölen und Viskositäten, denn wie man sich leicht vorstellen kann, mussten die Farbflüssigkeiten u. a. eine gewisse Transparenz haben, damit sie genügend Licht durchließen.

Gisbert Wegener

1 Gedanke zu „Geschichte der Lightshows“

  1. Sehr interessanter Beitrag. Jeder der Lightshows von Veranstaltungen aus den siebzigern oder Filmaufnahmen hiervon kennt, weiß um die Faszinierung die hiervon ausgeht. SChön das es das Ganze in die heutige Zeit geschafft hat und man sich immer noch hiermit beschäfftigt.

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