„I just want to hear something I haven’t heard before“

Der britische Radiomoderator und Essayist John Peel (1939 – 2004) gehörte ohne Zweifel zu den einflussreichsten Experten im „Rock-und-Pop-Zirkus“. Seine legendären Radiosendungen, die ein einzigartiges Spektrum zwischen Pop, Rock, Metal, Folklore, Techno und Weltmusik aufwiesen, waren auch im norddeutschen Raum lange über den britischen Soldatensender BFBS Radio 1 empfangbar.

Seine Neugier, Entdeckungsfreude und Abenteuerlust („I just want to hear something I haven’t heard before“) in musikalischen Dingen und sein Nichtakzeptieren von musikalischen wie zeitlichen „Grenzen“ machte ihn praktisch zum Prototypen des allwissenden DJs, der seine Hörer auf immer wieder neue Reisen einlud und mitnahm.

Dem Sender BBC muss meines Erachtens hoch angerechnet werden, dass er John Peel nie in seine Sendungen hineinredete und er so ganz autonom über seine Musikauswahl entscheiden konnte. Ein wichtiger Teil seiner Sendungen waren dabei die „Peel Sessions“, in denen bekannte oder auch vollkommen unbekannte Bands, die er für wichtig erachtete, ohne großen Produktionsaufwand und Live einige ihrer Stücke präsentieren konnten.

Nach einer aktuellen Meldung des „John Peel Centre for Creative Arts“ wird derzeit geplant, einen Teil der 25.000 LPs, 40.000 Singles und Abertausenden von CDs aus John Peel’s Besitz zu digitalisieren und in einem interaktiven Online-Museum zusammen mit persönlichen Notizen, Filmsequenzen und Interviews, die er mit Musikern geführt hat, zu präsentieren.

Das Peel-Archiv soll zunächst nur von Mai bis Oktober erreichbar sein und zuerst nach und nach die digitalisierten Vinyl-Platten aufnehmen. Ob das Archiv von Dauer sein wird und ob es auch von Deutschland aus erreichbar sein wird, ist derzeit noch unklar. Ein absolut einzigartiges und aufregendes Projekt ist es aber schon heute. Einmal virtuell in der Plattensammlung des legendären Meister-DJs stöbern zu können, das hat doch was!

Durch seine beharrliche Arbeit hat John Peel viele sehr unterschiedliche Bands und Musikrichtungen gefördert, die ihm viel zu verdanken haben. Zu diesen gehört die amerikanische Indie-Pop-Band „The Shins“ (bei uns mehr oder weniger unbekannt), die eine ganz wunderbare, warme und entspannende Musik fabrizieren, die man gerne öfter im Radio hören würde. „New Slang“ oder „Sea Legs“ beispielsweise wären ein superber Ersatz für den senderübergreifenden UKW-Einheitsbrei unserer Zeit.

Wilfried

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