„Madchester“

Der Begriff „Madchester“ bezeichnet eine Musikrichtung, die Ende der 1980er, Anfang der 1990er Jahre die Popmusik auf der britischen Insel entscheidend prägte. Vielleicht waren die Bands dieser Richtung, die allesamt aus Manchester stammten, wirklich ein wenig verrückt – immerhin schufen sie mit der Vermengung von popig-rockigen Gitarren-Sounds, psychedelischen Elementen und Zutaten aus der Dance- und House-Szene eine bereits ganz und gar „postmodern“ klingende Musik, die es so vorher noch nicht gab.

In den besten Momenten war diese Musik „Disco“ im reinsten, positiven Sinne – extrem tanzbar, ein bisschen „retro“, aber ganz „modern“ in Rhythmik und Sound. Vor allem die flirrenden Gitarren und die wiederauferstandenen Orgeln hätte man in dieser Zeit, in der die Rock- und Pop-Musik allgemein immer elektronischer wurde, nicht erwartet.

Die Bands hießen The Farm, The Stone Roses, Inspiral Carpets, Happy Mondays oder The Charlatans. Mit Electro-Bands wie 808 State und A Guy called Gerald gab es auch bereits Bands, die stilprägend für den Siegeszug der House-Musik in den 1990er Jahren werden sollten. Vielleicht war es ihre Musik, die bald zu einem folgenreichen Irrtum führen sollte. Bei Wikipedia lesen wir dazu:

„Die Musik wurde in Europa auch unter dem Begriff Manchester Rave oder kurz Rave bekannt. Um ihre Musik international besser vermarkten zu können, verwandten einige Plattenlabel für ihre Kommunikation einen Trick: Zur gleichen Zeit gab es zahlreiche riesige (meist illegale) Technohouse-Partys. Diese wurden in der Szene als Rave bezeichnet. Die findigen PR-Strategen behaupteten in ihren Pressetexten, dass auf diesen Raves der Manchestersound gespielt würde und dass ihre Künstler dort live spielen würden. Europaweit wurde dieser Hype in den Medien wiedergegeben und vielerorts geglaubt (in Deutschland brachte u.a. das Magazin Spex sogar eine Sonderausgabe mit dem Titel „Rave-olution“). Erst Mitte der 1990er Jahre berichtigten u.a. 808 State und KLF in zahlreichen Interviews diesen Irrtum.“

Der Untergang des Szene-Labels „Factory Records“ und das Abdriften vieler Musiker in die Drogenszene raubten der „Madchester“-Musik Mitte der 1990er Jahre ihre Kraft und ihre Kreativität und es wurde nichts nennenswertes mehr produziert. Dennoch finden sich immer wieder begeisterte „Musikneulinge“, die diese Musik für sich entdecken und in Scharen in die Konzerte der vielfach wieder aktiven Bands strömen. Bei Youtube finden wir aktuell sogar eine 8-teilige Video-Dokumentation zur „Madchester“-Musik, die dieses Phänomen nachvollziehbar macht.

Mit Videos von „She Comes In The Fall“ von Inspiral Carpets und „Weirdo“ von The Charlatans erinnern wir uns heute an zwei „Hits“ aus dieser Zeit, mit denen man auch heute noch jede Party und jeden Club auf die Beine bringen könnte. Wenn schon Tanzmusik, dann bitte so:

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Wilfried

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