MusikMekkaMünster – Eine neue Ausstellung zur Rockmusik

MusikMekkaMünster – Schwarzweiß Fotografien aus der Musikgeschichte Münsters, von 1960 bis 1990 – so heißt eine neue Ausstellung, die vom 26. März bis 23. August 2015 im Rock’n’Pop-Museum in Gronau zu sehen sein wird.

Musik Mekka? Münster? Da muss man erst einmal tief Luft holen, doch es ist etwas dran an diesem Titel. Münster hat nämlich zwei Besonderheiten aufzuweisen. Da wären zum einen der Münsteraner Pressefotograf Willi Hänscheid und sein Sohn Wolfgang, die u.v.a. auch die beiden Konzerte der Rolling Stones in Münster am 11. September 1965 in zahlreichen Schwarz-Weiß-Fotografien festhielten – Fotos von einer seltenen Qualität, die umso mehr bestechen, weil wohl kein Fotograf später noch einmal so dicht an die Stones während eines Konzertes herankommen sollte. Darüber hinaus fotografierten die beiden nicht nur die Band, sondern auch die Halle drinnen und draußen und vor allem das Publikum und dessen wachsende Begeisterung. Die Münsteraner wissen, was sie an diesen beiden haben – bereits vom 30. September 2005 bis zum 5. Februar 2006 veranstaltete das Münsteraner Stadtmuseum eine Ausstellung zu diesem ersten Konzert der Rolling Stones nicht nur in Deutschland, sondern auf dem ganzen europäischen Kontinent. Auf dieser Seite ↑ ist noch der schöne Flyer zur Ausstellung verlinkt ↑ (unbedingt anschauen).

Auch das Konzert der Rolling Stones in Münster selbst ist heute bzw. war auch damals schon legendär. Anders als die „braven“ Beatles, die zwar ungleich innovativer und einflussreicher musizierten, aber eben nicht nach „Revolution“ aussahen, brachten die Rolling Stones Schweiß, Sex, Aggressivität und die „typischen“ Rock’n’Roll-Posen in die Beatmusik ein, die die Erwartungshaltung des jugendlichen Publikums auf ungeahnte Hitzegrade trieb. Auf dem Kontinent hatte die Rolling Stones noch niemand live gesehen, das Konzert in Münster war die erste Gelegenheit, diese Band leibhaftig auf einer Bühne zu erleben.

„Eine Stadt im Ausnahmezustand: Wasserwerfer fahren vor der Halle Münsterland vor, britische und niederländische Militärpolizei rückt an, Ordner schirmen die vorderen Sitzreihen von den hinteren ab. Polizisten in Zivil hocken verstreut im Publikum, außerdem die Polizeipräsidenten aus Essen, Hamburg, Berlin und München. Sie rechnen vermutlich, wie so viele Skeptiker, mit dem Untergang des Abendlandes an diesem 11. September 1965 – dem Tag, an dem die Rolling Stones ihr legendäres erstes Deutschland-Konzert in Münster geben“ (Westfälische Nachrichten, 13.06.2007, 1965 in Münster: Hilfe, die Stones kommen) ↑.

Bei diesem Konzert trafen tatsächlich zwei Welten aufeinander: auf der einen Seite eine hysterische, in weiten Teilen nach wie vor vom Geist des Dritten Reichs erfüllte (Medien-)Öffentlichkeit, die vor keinem starken Wort zurückschreckte, und auf der anderen Seite eine Jugend, die schon seit Jahren von Beat-Bands beschallt wurde und sich zunehmend eine eigene Jugendkultur aufbaute, von der die Eltern nichts wußten und auch nichts wissen wollten.

Einen Großteil der oben erwähnten Fotos kann man sich in dem von Axel Schollmeier herausgegebenen Bildband „The Rolling Stones: Das legendäre erste Deutschand-Konzert der Rolling Stones in Münster am 11. September 1965“ ↑ anschauen, die einen merkwürdigen Kontrast bilden zu den Weltuntergangsmeldungen der deutschen Gazetten. Das Publikum in Münster hat sich nicht provozieren lassen und so kam es auch nicht zu der von einigen wohl herbeigesehnten Randale. Das klappte dann vier Tage später am 19. September 1965 in der Berliner Waldbühne, in der sich die Wut des Publikums aufgrund des totalen Missmanagements der Veranstalter in einer beispiellosen Schlacht mit der Polizei entlud. Den eigentlichen Grund für den Aufruhr wollte damals niemand wissen, man sah sich in seiner Meinung bestätigt, und das reichte aus. Ein informativer, kurzer Artikel zu diesem Thema findet sich auf den Seiten des WDR: „15. September 2010 – Vor 45 Jahren: Die Rolling Stones in der Berliner Waldbühne: Kleinholz im Hexenkessel“ ↑.

In Münster hat es nach dem Konzert der Rolling Stones noch viele weitere Auftritte von legendären Rockbands gegeben, fotografiert von Fotografen, die ein unvergleichliches Gespür für Atmosphäre, Motive und Perspektive besaßen.

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Bildherkunft/-rechte: Stadtmuseum Münster [CC BY-NC-SA]Die Rolling Stones 1965 in Münster. Bildherkunft/-rechte: Stadtmuseum Münster [CC BY-NC-SA]

Wilfried

P.S.: Dieser Artikel wurde am 19.03.2015 auf Einspruch des Rock’n’Pop-Museums Gronau korrigiert, da das Museum „den Text in seiner Aussage nicht vertreten“ mag. Entfernt wurden ein Foto, der Link auf das Museum sowie die Empfehlung zum Ausstellungsbesuch. Der Ausstellungshinweis in den Veranstaltungstipps wurde ebenfalls entfernt.

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