„The Beat Goes On“ – Der Sound, der Style, ab Mai
Musik-Räume und Schau-Plätze
Die Osnabrücker Ausstellung „The Beat Goes On“ widmet sich der Entwicklung der Tanzpaläste und Diskotheken.
Eine Autogrammkarte mit Unterschriften von allen vier Beatles. Eine Gitarre, die der AC/DC-Gitarren-Derwisch Angus Young am Rande eines Instrumentenkaufs in Ibbenbüren signierte. Ein Film mit Backstage-Szenen der Düsseldorfer Jazzband The Feetwarmers aus dem Jahr 1959. Mit dabei: der junge Saxofonist Klaus Doldinger, heute bekannt als Jazzmusiker und Filmkomponist („Tatort“, „Das Boot“).
Das sind nur einige der Highlights, die im Rahmen der Ausstellung „The Beat Goes On. Der Sound. Der Style“ zu sehen sein werden. Das Ausstellungsvorhaben ist ein gemeinsames Projekt des Museums Industriekultur in Osnabrück und des Bramscher Tuchmacher Museums.
Tanzfläche in den Achtzigerjahren, als der wohl bekannteste Osnabrücker Musikclub Hyde Park vorübergehend in einem Zelt untergebracht war. Foto (c) Gisbert Wegener
Das Magazingebäude des Museums Industriekultur am Süberweg bietet ab dem 5. Mai einen Streifzug durch die Geschichte der Jugendkulturen. Das besondere Augenmerk gilt der Musik; den Leitfaden bilden die Orte, an denen jugendorientierte Musik gehört und veranstaltet wurde: die Tanzpaläste, Konzertsäle und Diskotheken. Abstecher führen zu den Rummelplätzen der 50er-Jahre, wo es immer die neuesten Rock ‘n‘ Roll-Platten gab, und in die Kinos, wo zu den Klängen von Bill Haley oder Elvis Presley das Mobiliar zerlegt wurde – auch in Osnabrück, im Kino Lichtburg an der Bohmter Straße.
Absicht der Ausstellungsmacher ist es, die internationalen und bundesweiten Entwicklungen im Bereich von Popmusik und Jugendkultur anhand von regionalen Erscheinungen zu dokumentieren. Bei der Forschung zeigte sich recht schnell, dass die Osnabrücker Jugendlichen meist auf der Höhe der Zeit waren. Wenn etwa Osnabrücker Zeitzeugen mit leuchtenden Augen berichten, wie sie 1953 den Jazzpianisten Stan Kenton und sein Orchester in der Osnabrücker „Risch-Halle“ erlebten, dann korrespondiert dies mit einer Titelgeschichte des „Spiegel“ aus demselben Jahr, in der Stan Kentons progressive Big-Band-Musik als „Klang der gläsernen Stadt“ gefeiert wird.
Der Siegeszug der Beatles – 2013 liegt ihr internationaler Durchbruch 50 Jahre zurück – hatte zur Folge, dass vor den Toren Osnabrücks das erste Beat-Lokal eröffnet wurde. Erst fanden die britischen Beat-Musiker lokale Nachahmer, später dann die Vertreter progressiverer Klänge. Für einige Musiker der Start in eine erfolgreiche Laufbahn: der Osnabrücker Keyboarder Hendrik Schaper beispielsweise spielte und komponierte später unter anderem für Udo Lindenberg und war für diverse namhafte Bands und Einzelkünstler als Produzent tätig.
Ein eigener roter Faden ergab sich durch die relative Nähe Osnabrücks zu den Niederlanden: Bereits in den 50er-Jahren gastierten regelmäßig niederländische Jazzformationen in Osnabrück, später dann Tanz- und Beatbands, schließlich Rockformationen wie Earth & Fire, Livin‘ Blues, Golden Earring und wiederholt die aus Osnabrücks Partnerstadt stammenden Classic-Rocker Ekseption. Bei den „FH-Feten“ am Westerberg waren Gruppo Sportivo und The Nits zu hören, die jährlichen Konzerte des „Rock‘n‘Roll Junkies“ Herman Brood im Osnabrücker Szeneclub „Hyde Park“ waren für viele Musikfreunde ein Pflichttermin.
Nicht nur Live-Musik, auch die Diskotheken und ihr technischer Wandel werden in der Ausstellung thematisiert. In diesem Bereich ist den Ausstellungsmachern ein echter Coup gelungen: Bislang galt allgemein der Aachener „Scotch Club“ als erste Diskothek auf bundesdeutschem Boden. Diese Medienlegende konnte vom Ausstellungsmitarbeiter und Katalogautor Gisbert Wegener stichhaltig widerlegt werden: Schon Pfingsten 1959 eröffnete in Osnabrück der „Ocambo Club“, in dem die Tanzfläche nach Hannoveraner Vorbild per Plattenspieler beschallt wurde und Inhaber Horst Wodowos als Plattenprinz fungierte – ein halbes Jahr also vor dem „Scotch Club“ in Aachen, dessen Start auf den 19. Oktober 1959 datiert.
Neben Fotografien und schriftlichen Dokumenten werden in der Ausstellung technische Exponate zu sehen sein, aus dem Bühnen- und Instrumentenbereich und aus der Frühzeit der Diskotheken, ferner historische Rundfunk- und Phonogeräte aus mehreren Jahrzehnten.
Korrespondierend zu der Osnabrücker Ausstellung zeigt das Tuchmacher Museum Bramsche ab dem 7. Juni die Entwicklung der Jugendmode anhand typischer und zeitloser Komponenten wie Turnschuhen, Jeans, Leder- und Kapuzenjacken. Die Besucher begegnen unter anderem der legendären Lederjacke, die Udo Lindenberg seinerzeit an den DDR-Staatsratsvorsitzenden Erich Honecker schickte.
Zur Ausstellung erscheint im Isensee Verlag, Oldenburg, unter gleichem Titel ein gemeinsamer Katalog.
„The Beat Goes On. Der Sound. Der Style“
Museum Industriekultur
Süberweg 50a
49090 Osnabrück
www.industriekultur-museumos.de ↑
ab 2. Juni 2013
Tuchmacher Museum Bramsche
Mühlenort 6
49565 Bramsche
www.tuchmachermuseum.de ↑
ab 7. Juni 2013
Harald Keller
Hallo zusammen,
der Katalog zur Ausstellung „The Beat Goes On. Der Sound. Der Style“ ist mittlerweile erschienen und in allen Buchhandlungen erhältlich. Zusätzliche Informationen gibt es auf der Seite http://www.facebook.com/pages/The-Beat-Goes-On/562630060437386.
Und am 2.6. geht es los – mit Live-Musik von unserer All-Star-Beatband.