Der vermutlich beste Roman, in dem rauschhafte Nächte in Kneipen, Clubs und Diskos eine tragende Rolle spielen, heißt „Der Anwalt der Hähne“. So unmittelbar, so intensiv, so zwingend hat noch niemand den Zustand beschrieben, in dem (überwiegend) junge Leute des Nachts versuchen, im Moment zu leben, nicht an morgen zu denken, ganz im Hier und Jetzt zu sein, Tanz, Musik, Drogen und Menschen inklusive. Vielleicht ist dieser Roman der Beste, weil er den Kater am Morgen danach auf die gleiche drastische Art und Weise beschreibt.
Das Buch des Niederländers A. F. Th. van der Heijden ist ein Kunstwerk, aber auch eine Provokation, die nicht jedem und jeder gefallen dürfte. In dieser Tradition ist vermutlich auch der 2011 erschienene Roman „So was von da“ von Tino Hanekamp zu sehen. Die Geschichte über einen Hamburger Kiez-Club ist im Grunde eher Nebensache, was zählt ist die Suche nach dem richtigen Wort für einen einzigartigen Zustand. Nun ist das Buch verfilmt worden, und das gerade im Kino angelaufene Werk des Regisseurs Jakob Lass hat das Feuilleton gehörig durcheinandergewirbelt – vom Totalverriss bis zur Euphorie ist alles dabei.
In mancherlei Hinsicht ähnelt „So was von da“ dem filmischen Disko-Rausch „Café Belgica„, dessen abendlichem Verve man auch einfach folgen musste und dessen morgendliche Desillusionierung einen lange nicht vor der Sehnsucht nach der nächsten Nacht bewahrte. Kein ganz einfacher Film, der die Zuschauer vermutlich zu den unterschiedlichsten Stellungnahmen zwingen wird, der aber auf jeden Fall sehenswert ist.
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Wilfried
Das Buch Anwalt der Hähne hab ich seinerzeit auch mit Begeisterung gelesen. Zumal ich damals auch sehr viel in Amsterdam war. Von daher waren mir die Straßennamen wohl vertraut.
In der Tat, lieber Wilfried: Wer eine erzählerische Ästhetik des Rausches „geniessen“ möchte, der findet sie im Roman „Anwalt der Hähne“, ein irres Buch innerhalb eines großartigen Erzählzyklus‘ von van der Heijden vor allem auch über die ausgehenden 70er und 80er Jahre in den Niederlanden.
Das ist ein Thema, das in diesem unserem Lande konsequent mit seinen immer noch zu oft auch „letalen Folgen“ einfach ignoriert wird … schlimm!
Peter