Einst waren Musikzeitschriften das A und O, wenn es darum ging, Neuigkeiten aus der Rock-und-Pop-Welt, über Neuerscheinungen etc. zu erfahren – zuweilen noch vor den zeitgenössischen TV- und Radiosendungen und den Diskotheken. Viel hat sich seitdem geändert. Bereits vor gut zwei Jahren erschien auf dem Online-Portal des Deutschlandfunks ein Artikel, der sich mit dem Leserschwund bei den Musikzeitschriften beschäftigte und in der Tat ernstzunehmende Zahlen präsentierte („Musikzeitschriften. Immer weniger Leser„. Deutschlandfunk 01.08.2015 ↑).
Das Internet spielt hier sicher – wie in anderen Bereichen auch – eine gewisse Rolle. Da sind nicht nur kostenlose Online-Magazine wie in Deutschland „Intro“ ↑ und in England der „NME (New Musical Express)“ ↑, zu denen Leser abgewandert sein dürften. Es ist auch die Geschwindigkeit, mit der sich im Internet Informationen verbreiten. Waren Musikzeitschriften früher zumeist die ersten, die über neue Platten berichteten, sind den potentiellen Lesern neue Songs und Platten heute oft schon bekannt, bevor diese darüber berichten können.
Auch der Bedeutungswandel der populären Musik und das – trotz Internet und neuer Medien(geräte) – zunehmend eingeschränkte Wahrnehmungsfenster der Leser sorgt für einen Niedergang einst führender (Print-)Medien. Wenn selbst die großen Magazine nur noch ein paar zehntausend Exemplare im Monat verkaufen und kleinere Zeitschriften sich nur durch winzige Redaktionen und massive Selbstausbeutung am Leben halten können, ist die Lage sicher ernst.
Musikzeitschriften sind zu Nischenprodukten geworden, was aber auch bedeutet, dass jede „Szene“ mittlerweile ihr eigenes Magazin zu haben scheint. Die Zahl etablierter und neu hinzukommender Magazine scheint sogar beständig zu wachsen, wie ein Blick in die Website „Mein Presseshop“ ↑ offenbart.
Letztlich liegt in der wachsenden Unübersichtlichkeit der Medienwelt wohl auch eine Chance. Wer sich für Musik und deren Begleiterscheinungen interessiert, freut sich durchaus über Magazine, die auf Neues hinweisen, Vergangenes nachzeichnen oder Entwicklungen aufarbeiten.
Bands wie die aus den folgenden Beispielen wären vermutlich kaum in das Blickfeld potentieller Hörer geraten, wenn nicht Musikzeitschriften über sie berichtet hätten: die Rockmusik ist nicht tot, lebt aber heute in teils schwer einsehbaren Nischen.
1. Das dänische Trio „Hodja“ spielt seit Jahren nur mit Gitarre, Schlagzeug und Gesang einen ausgeprochen düsteren Rock’n’Roll, der auf der neuen Platte „Halos“ noch soulig-bluesig-psychedelischer daherkommt. Songs wie „Gazelles“ vergisst man so schnell nicht wieder.
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2. Die australische Band „Ahkmed“ hat mit ihrer letzten Platte „The Inland Sea“ einen weiteren Beweis dafür geliefert, dass Musik zum Meditieren auch sehr laut sein kann. Der 20-Minüter „Last Hour Of Light“ ist mit seinen Reminiszenzen an den 1970er Underground-Sound von „Clark Hutchinson“ und der verkannten 1980er Indie-Gitarren-Band „Felt“ die Überraschung des Monats.
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3. Noch eine Überraschung ist die LP „Sorceress“ der einstigen Death-Trash-Metal-Band (!) „Opeth“ aus Schweden mit ihrer Hinwendung zu opulentem, absoulut modernen und zeitgemäßen ProgRock, in der Metal nur noch eine untergeordnete Rolle spielt. Der Song „The Drapery Falls“ ist schon heute ein Monument.
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Wilfried