Nach einer Meldung auf Heise Online ↑ plant Dolby, sein Multikanal-Surround-Format „Dolby Atmos“, das sich in der Kinowelt schon weitgehend und zunehmend auch im Heimkino etabliert hat, nun auch in die Diskotheken zu bringen.
Laut Gabe Cory, Product Manager bei Dolby, werden auch die Betreiber von Diskotheken in erheblichem Maße von dem neuen System profitieren, „da eine solche Anlage Künstler und DJs anziehe, die die bisherigen Grenzen überschreiten wollen“. Ein Plugin für DAWs soll den DJs helfen, den 3D-Mix zu kontrollieren. Zudem ist eine spezielle DJ-App geplant, mit der man Sounds in Echtzeit über die verschiedenen Kanäle schicken kann.
Mit „Ministry of Sound“, einem der führenden Dance-Clubs in London, ist auch bereits ein Club gefunden worden, der die neue Technik einführen wird ↑. Insgesamt 60 Lautsprecher wurden im Hauptraum des Clubs, „The Box“ genannt, installiert. Diese Lautsprecher werden von dem Rundum-Sound-Format Dolby Atmos über 22 Kanäle angesprochen. So sollen die Gäste die „Zukunft der Dance Music erleben“.
Die passende Musik zu diesem neuen Sound-Erlebnis will laut der Website des Clubs ↑ das vor allem auf Drum and Bass ausgerichtete Label „Hospital Records“ mit einer am 23. Januar 2016 startenden Event-Reihe liefern.
Rockmusik kommt in den Dolby-Visionen zur Zukunft des Musikerlebens (bisher) nicht vor. Das liegt natürlich in erster Linie daran, dass es die klassischen Rock-Diskos nicht mehr gibt. Dennoch darf man ein wenig irritiert sein, denn die Idee zu einem raumfüllenden oder gar raumumspannenden Sound wurde ja zuerst in maßgeblichen progressiven Diskos der 1960er und 70er Jahre aufgegriffen und weiterentwickelt. Begonnen hat das Streben nach diesem allumfassenden Sound 1966/67 im Londoner Musikclub „UFO“, in dem die Neutöner von Pink Floyd der Rockmusik kosmische Weiten erschlossen:
„Anders als die meisten Rockbands, die ihren Gitarrenverstärkern in der Regel nur simples Rückkopplungsgeheul entlockten, erschlossen Pink Floyd – drei von ihnen hatten am Londoner Polytechnikum studiert – das ganze Arsenal elektronischer Sinustöne und Sägezahnklänge für die Popmusik. Mit den Science-fiction-Hörbildern ihrer Stücke A Saucerful Of Secrets, Set The Controls For The Heart Of The Sun, Astronomy Dominé und Interstellar Overdrive, zu denen sie im Londoner UFO-Club phantastische Lichtshows zelebrierten, ‚rockten und rollten‘ sie 1967/68 ‚in eine neue Musizier-Epoche‘ (‚The Observer‘). Wo sie ihren sogenannten AzimuthKoordinator aufstellten, schrien Möwen, plätscherte Wasser, ratterten Maschinengewehre, dröhnten Düsenflugzeuge, explodierten Bomben: Mit dem komplizierten, siebenkanaligen 360-Grad-Misch- und Steuersystem ließen sich all diese Geräusche von Tonbändern einspielen oder instrumental imitieren. Durch Lautsprecher, die an allen vier Seiten der Konzertsäle angebracht waren, ermöglichte der Koordinator raffinierte Echowirkungen und einen vollendeten Quadro-Raumeindruck. Die Musik, empfand der Kritiker Tony Palmer, ’scheint von deinem Nebenmann, von der Decke, von unter dem Sitz zu kommen, manchmal sogar aus deinem eigenen Gehirn'“ (16 CD *PINK FLOYD* OH BY THE WAY Mini Vinyl Studio Box ↑).
Also „alles schon mal dagewesen“, wie so manche(r) sagen würde? Ja und Nein. Ein Musikclub mit guter Musik, einer Sound- und Raum-Idee und den Sound-Möglichkeiten von heute – spannend wäre es doch. Kommentare erwünscht!
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Wilfried