Song For Our Ancestors

Im Internetradio wird gerade die Steve Miller Band angekündigt. Warum auch nicht? Deren Hits aus den 70er Jahren wie „The Joker“, „Rock’n Me“, „Jet Airliner“ oder „Fly Like An Eagle“ gingen und gehen gut ins Ohr und gehören ohnehin eher in die Sparte intelligente Rockmusik. Auch das Konzert der Steve Miller Band im Rahmen des 1983er Rockpalast-OpenAir-Festivals auf der Loreley ist in Deutschland noch in sehr guter Erinnerung, auf dem die Musiker der Band gegen die Rock-Klischees gebürstet im Outfit einer Swing-Combo aus den 30er Jahren auftraten, aber dann ein energiegeladenes fulminantes Rock-Event ablieferten („Macho City“!).

Das mir bisher unbekannte Stück, das dann gespielt wird, heisst „Song For Our Ancestors“ und ist die Überraschung (mindestens) der Woche. Ein ganz tief ins psychedelische Meer eingetauchter End-60er-Jahre-San-Franciso-Bluesrock, der wieder einmal die Aufbruchsstimmung jener Tage belegt, in denen die Standard-Schemata des Blues oder Rock ein ums andere Mal geöffnet und erweitert wurden.

Die 70er Jahre markierten die „zweite“ und erfolgreichste Phase in Steve Millers Musikerkarriere, an deren Ende sich der Musiker vorübergehend aus dem Studio- und Tourleben zurückzog. 1981 erschien dann das Album „Circle of Love“, auf dem sich u.a. ein 18-minütiger-Rap-Jam befand, mit dem Miller Stellung gegen die damalige amerikanische Politik bezog. Damit konnten die klassischen CD-Käufer wenig anfangen, die Platte war kein Erfolg und somit begann die „dritte“ Phase der Millerschen Karriere.

Mit dem Album „Abracadabra“ von 1982 und erfolgreichen Konzerten (z.B. dem Loreley-Konzert vom 20.08.1983) verzeichnete die Steve Miller Band zwar noch einmal große Erfolge, aber „irgendwie“ schien der musikalische Faden verloren gegangen zu sein. Erfolglose Modernisierungsversuche seiner Musik und Querelen mit der Musikindustrie führten dazu, dass „Wunderkind“ Steve Miller (er lernte im Alter von fünf Jahren seine ersten Gitarrenakkorde von Gitarrenbauer Les Paul) fast zwanzig Jahre lang keine Platten mehr veröffentlichte und stattdessen unentwegt – vor allem in den USA und Kanada – tourte. Im Juni 2010 erschien schließlich mit dem Album „Bingo“ ein neues Lebenszeichen von ihm, auf dem sich Steve Miller als gereifter und durch zahllose Konzerte „gestählter“ Musiker präsentiert.

Aus der „ersten“ Phase der Steve Miller Band, die zwischen 1967 und 1972 – hierin vergleichbar mit Quicksilver Messenger Service – dem klassischen weißen Bluesrock eine psychedelische Aura und damit mehr Tiefe verlieh, stammt also das Stück „Song For Our Ancestors“ (Album „Sailor“, 1968). Eine positive Überraschung für mich, vielleicht auch für euch …

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Wilfried

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