„Still Crazy“

Strange Fruit ist von allen Bands, die es nie gegeben hat, mit Abstand die Beste – noch vor Brian Slade oder Spinal Tap. Aufmerksame Leser wissen es jetzt bereits – die Frage nach Strange Fruit führt tief hinein in die Geschichte der Musikfilme, in denen Rockmusik eine zentrale Rolle spielt …

Gemeint sind hier nicht reine Musikdokus wie „It Might Get Loud“ oder Konzertfilme wie „Woodstock“, auch nicht „Musicals“ wie „Tommy“ oder „Quadrophenia“, sondern (Spiel-)Filme, die sich mit Rockmusik und vor allem mit dem mit ihr verbundenen Lebensgefühl beschäftigen. Bekannte Vertreter dieser Spezies sind z.B. „Easy Rider“, „Almoust Famous“ oder „Taking Woodstock“, allesamt gute Filme, die einen zwar bestens unterhalten, aber auch nicht viel zurücklassen.

Mein Favorit ist daher der englische Film „Still Crazy“, der seinen Titel sehr ernst nimmt und ganz dicht an den Figuren dran ist. „Still Crazy“ ist sicher der am wenigsten bekannte Musikfilm, wohl auch, weil er in den Regalen und Kinos als „Komödie“ angekündigt wird, was manche als ziemlichen Blödsinn empfinden. Lustig ist in diesem Film sicher der trockene englische Humor der zum Teil wirklich witzigen Dialoge, die Grundtendenz ist aber eher realistisch und so manches Mal anrührend und dramatisch.

Die „Story“ des Films ist schnell erzählt. Strange Fruit war in den 70ern eine erfolgreiche Rockband, deren Karriere nach dem durch Drogen verursachten Niedergang des Gitarristen Brain in totalem Chaos auf dem Wisbech-Rock-Festival endete. 20 Jahre später bekommt der ehemalige Keyboarder Tony das sagenhafte Angebot zu einer Neuauflage des Wisbech-Rock-Festivals – mit Strange Fruit als Highlight. Gemeinsam mit Karen, der ehemaligen Freundin von Brian, macht er sich auf die Suche nach den einstigen Bandmitgliedern, um diese zu einer „Reunion“ zu überreden. Der Film zeigt die Versuche der zum Teil ziemlich heruntergekommenen Musiker, wieder zu einer Band zu werden und das alte Lebensgefühl zu reaktivieren. Das große und an wirklicher Dramatik kaum zu überbietende Finale ist dann der Auftritt der Band auf der Neuauflage des Wisbech-Festivals.

Meines Erachtens gibt es nur wenige Filme, die das Lebensgefühl der 70er Jahre so echt und dicht widerspiegeln wie „Stil Crazy“. Das liegt zum einen an den sehr guten und äußerst glaubhaft agierenden Schauspielern,  zum anderen aber auch an der Musik, die extra für diesen Film geschrieben wurde. „Still Crazy“ ist von 1998 – und dennoch haben es die Komponisten geschafft, wirklich typische 70er-Jahre-Rockmusik vom Feinsten zu schreiben. Die Musik von Strange Fruit und die Figuren des Films versetzen einen schnell mitten hinein in diese Zeit, denn Authentizität wird hier groß geschrieben.

Neben der (schnulzigen, aber auch sehr beseelten) Ballade „The Flame Still Burns“ ist es vor allem der Rocker „All Over The World“, der sich leitmotivisch durch den ganzen Film zieht und der, wäre er wirklich in den 70ern veröffentlicht worden, garantiert ein Nr. 1 Hit zumindest in England geworden wäre (auch wenn ihn die Band erst im großen Finale so richtig „hinbekommt“). Strange Fruit – eine Band, die man sich merken sollte, „Still Crazy“ – ein Film nicht nur für „Ewiggestrige“ … 😉

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Wilfried

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