Sweet Smoke

„Just A Poke“ von Sweet Smoke ↑ – es dürfte wohl keine erweiterte Plattensammlung eines Rockfans geben, in der man diese LP nicht fand. „Just A Poke“ bestand nur aus zwei je ca. 16 Minuten langen Stücken. „Baby Night“ ist aufgrund der schönen und markanten Flötenmelodie von Michael Paris mit Sicherheit das bekannteste Stück der Band, aber auch „Silly Sally“, das Stück mit dem Ping-Pong-Effekt während des zentralen Schlagzeugsolos von Jay Dorman, ist bis heute in guter Erinnerung geblieben.

Die Geschichte der Band ist – zumindest auf den zweiten Blick – ziemlich charakteristisch auch für die Geschichte der Hippie-Kultur selbst. 1967 in Brooklyn als „Sweet Smoke of the Happy Plant Pipeful“ gegründet, hatte die Band (auch nach der Verkürzung des Bandnamens auf Sweet Smoke) ausgerechnet im Mutterland der Hippie-Kultur wegen ihres Images und ihres Namens große Akzeptanzprobleme. Angesichts der drohenden Konsequenz, wieder bei den Eltern einziehen zu müssen, entschied man sich dafür, nach Europa und in die damalige europäische Hippie-Hochburg Amsterdam zu ziehen.

Es gelang ihnen jedoch auch in Amsterdam nicht so recht, Fuß zu fassen, und so landete die Band schließlich dank des Betreibens und Werbens des deutschen Bildhauers Waldemar Kuhn kurioserweise in der niederrheinischen Provinz. Man hielt sich mit Auftritten in amerikanischen Musik-Clubs über Wasser und lebte ansonsten mit Kind und Kegel in einer großen Kommune zusammen, die allein von Hanf und Mystik zu leben schien.

Der deutsche Rolling Stone schrieb in seinem Beitrag „Old Hippies never die“ vom Juli 2003, dass „wohlmeinende Geister“ sie daraufhin ins nahegelegene Aufnahmestudio von Conny Plank lotsten. Das Studio mit dem damals nagelneuen 6-Spur-Aufnahmegerät war eigentlich von Kraftwerk gebucht, aber eine zweitätige Aufnahmepause schien gerade recht zu sein für die obskuren Amerikaner. Und die Band legte los: mit einem Etat von 6000 DM schuf man mit „Just A Poke“ 1970 einen Klassiker der Rockmusik, der sich schon damals in Deutschland und den angrenzenden Ländern weit über eine Million Mal verkaufte und sich noch heute einer konstanten Nachfrage erfreut.

Die Live-Auftritte von Sweet Smoke waren legendär. Mittels langer Improvisationen wurde auf der Bühne ein Gebräu aus Jazz, Jazzrock, Psychedelic, Soul und Funk geschaffen, das die Zuhörer begeisterte. Manchmal standen bis zu 15 Musiker gleichzeitig auf der Bühne.

Bedingt durch ihre stete Live-Präsenz und ihrer damaligen Lebensauffassung fand die Band mit „Darkness to Light“ 1973 nur noch Zeit für eine weitere LP. Dann begannen sich Auflösungserscheinungen bemerkbar zu machen und die Band trennte sich in aller Freundschaft. Alle Mitglieder von Sweet Smoke arbeiten heute in bürgerlichen Berufen, sind Manager, Unternehmer, Videoproduzenten, Anwälte. Eine Rückkehr ins alte Leben strebt niemand an, aber alle paar Jahre wieder trifft man sich zu langen Jam-Sessions und wundert sich dabei stets aufs Neue, dass die alten Stücke und die alte Chemie immer noch funktionieren.

Beim Wiederhören stellt man erfreut fest, dass die beiden LPs von Sweet Smoke eigentlich gar nichts von ihrer alten Frische und Vielseitigkeit verloren haben. Eben diese Vielseitigkeit und Kreativität der Müsiker selbst bei den langen Stücken halten auch heute noch die Aufmerksamkeit hoch, was man nicht unbedingt von anderen Endlos-Stücken der damaligen Zeit sagen kann. Sollte in keiner Plattensammlung fehlen: Sweet Smok mit „Just A Poke“:

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Wilfried

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