The Finest Of … Grobschnitt

„Mir geht dieser stinkende Krautrock am Arsch vorbei. Alles, nur nicht originell! Denn so gut wie alles, das deutsche Bands in den frühen 70er Jahren abgeliefert haben, war eine Kopie angloamerikanischer Vorbilder. Bestenfalls eine modifizierte Kopie. Siehe Epitaph. Die beste Kopie: Birth Control. Ich habe kurz überlegt, ob ich 160 Ocken investierten soll. Weil ich ein Boxsetfan bin. Ich habe mich nicht entschließen können. Ich bin kein Krautrockfan. Ich bin kein Fan von Grobschnitt. ‚Solar Music‘ ist der gefeierte und renommierteste Track der Band. ’smoke onsewoter für Deutschland‘ …“ (Statement auf der Website ‚Rockzirkus.de‘ zur neuen Grobschnitt-Box ’79:10′) ↑

Anlass für diesen Ausbruch ist eine Mitte Mai 2015 erschienene, 17 CDs umfassende Delux-Box, die Grobschnitt’s sämtliche Studio- und Live-Alben in remasterten Versionen sowie noch 3 Bonus-CDs mit Spezialitäten enthält. Bereits einige Tage später stand dieses CD-Monstrum auf Platz 25 der deutschen Verkaufscharts, in unmittelbarer Nachbarschaft zu Bestsellern wie Deichkind und Udo Jürgens, wie Spiegel Online erstaunt feststellt (Artrock-Revival: Rauch über der Provinz. Spiegel Online 05.06.2015) ↑. Und wirklich reibt man sich ein wenig die Augen, weil solche Edel-Boxsets für Sammler und eingefleischte Fans in der Regel nicht so hoch in den Verkaufscharts auftauchen, und schon gar nicht von Bands wie Grobschnitt.

Grobschnitt ↑ ist bekanntlich der Name einer deutsche Rockband, die zwischen 1970 und 1989 bestand und seit 2006 mit zum Teil neuen Mitgliedern wieder aktiv ist. Markenzeichen dieser zeitweilig zu den innovativsten deutschen Gruppen zählenden Truppe waren zum einen ihre fulminanten, oft bis zu vierstündigen Liveshows, die aus durchaus feinem Prog-Rock, Theater, optischen Effekten, irrem Klamauk und langen musikalischen Improvisationen bestanden, hierin Konzerten von Guru Guru nicht unähnlich. Ein weiteres Markenzeichen stellen zum anderen die zahlreichen Auftritte der Band in den entlegensten Ecken und kleinsten Dörfern Deutschlands dar (während Auftritte in den größeren Städten weitmöglichst vermieden wurden): wo es eine Bühne in Jugendzentren oder Dorfdiskos gab, da traten Grobschnitt auf. So sind es eigentlich auch nicht die LP-Veröffentlichungen der Gruppe, die man in Erinnerung behalten hat, sondern die spektakulären Bühnenshows in den 1970er und 80er Jahren.

An Grobschnitt schieden sich schon damals und scheiden sich noch heute die Geister. Noch ein Verriss gefällig? „Grobschnitt ist ein gutes Beispiel für den bemitleidenswerten Zustand ‚deutscher Musik‘ in dieser Zeit. Spießigkeit tropft aus jeder Textzeile und aus jeder Rille. Noch schlimmer waren Can. Als Kultband in England gehypt verkauften sie nach ihrer ersten und einzigen Tour in England danach weniger Platten als vorher. Der Krautrock spiegelt die ganze teutonische Verkrampftheit und Biederkeit wieder. Da rockt, swingt, groovt und funkt nichts“ (Ein Kommentar zum oben genannten Artikel auf Spiegel Online).

Was hinter solchen (Fehl-?)Urteilen über die deutsche Musik in den 1970er und 80er Jahren stecken mag, gib sicherlich Anlass zu vielen Vermutungen, die wir uns hier aber sparen wollen. Offensichtlich ist aber, dass die erwähnten Kommentatoren wohl nur einen äußerst geringen Teil des deutschen Musikschaffens dieser Jahre kennen, denn die zutage tretenden Krautrock-Klischees sind doch längst widerlegt und überholt. Oder etwa nicht? 🙂

In Zusammenarbeit mit dem Classic Rock Magazin ↑ hat die Musikplattform Udiscover ↑ eine sehr schöne Video-Dokumentation über Grobschnitt erstellt, in der die Gründungsmitglieder Lupo, Eroc und Willi Wildschwein über die Anfangstage und die musikalische Entwicklung der Band sinnieren. Die erste Episode „Alles Auf Anfang“ ist auch auf Youtube zu sehen. Vorher tauchen wir mit „The Excursion Of Father Smith“ und „Solar Music (Pt.1)“ noch einmal tief in den musikalischen Kosmos von Grobschnitt ein – Songs, die zeigen, das sich ein Blick in den eigenen Plattenschrank oder ein Gang zum örtlichen „Plattendealer“ durchaus noch bzw. wieder lohnen.

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Wilfried

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