Nach der Definition bei Wikipedia ist „Underground“ ein Begriff für den Teil einer Kunst, der unabhängig produziert wird und nicht auf die Masse ausgerichtet ist, also eine Art Gegenmodell zum etablierten Mainstream. Oft ist mit dem „Underground“ – am deutlichsten wird das vielleicht in der Rock-und-Pop-Kultur – eine Art Gegenkultur verbunden, die zwar nicht unbedingt an einen bestimmten Stil gebunden ist, aber fast immer eine „Minderheiten-Kultur in der Gesellschaft“ darstellt.
Auch bei den Diskotheken, Clubs und Musikschuppen existiert seit jeher eine klare Trennung zwischen Underground und Mainstream. Underground-Diskotheken beanspruchen dabei zumeist für sich, anspruchsvollere und avantgardistischere Musik und Konzerte zu bieten als die „Disco“ nebenan. Auch Idealismus und Kreativität würden hier eine wesentlich größere Rolle spielen als der kommerzielle Erfolg. Das an dieser Behauptung viel Wahres dran ist, wissen die Besucher der Diskotheken-Ausstellung im Schlossmuseum Jever seit Jahren – aber auch, dass es natürlich schwimmende Grenzen und Überschneidungen gab und gibt, die einen Diskothekenbesuch möglicherweise auch erst richtig interessant machen können …
Im Underground werden häufig neue, unbekannte Spielarten erprobt und eingeführt, die später vom Mainstream aufgegriffen, vereinnahmt und praktisch absorbiert werden. Übrig bleiben dann zumeist nur formal-ästhetische Elemente ohne irgendeinen „subversiven“ Gehalt. Dies führt aber in der Regel zu neuen Regungen im „Underground“, die dann wiederum in den Mainstream aufsteigen können und so weiter und so fort. Ohne den „Underground“ wäre die gegenwärtige Musikkultur überhaupt nicht denkbar.
Das der „Underground“ in den 80ern durchaus eine Schatzsuche lohnt und neben den zahlreichen „Klassikern“ auch viele Underground-Perlen hervorgebracht hat, dürfte mehr oder weniger bekannt sein. Das gilt auch und gerade für den deutschen Underground und insbesondere für die so genannten Neo-Pyschedelic Bands.
Wer auf der Suche nach Underground-Hits für die 80er-Revival-Party ist – um nicht immer das Gleiche spielen zu müssen -, wird hier fündig werden:
The 39 Clocks aus Hannover arbeiteten mit simpelster, komplett bassloser Aufnahmetechnik und hörten sich an wie die deutschen „Velvet Underground“, fügten deren klassischen Sound aber eine Portion Garagenrock und einen gewissen Irrsinn hinzu. Das Stück mit dem Titel „Psycho Beat“ sagt eigentlich alles.
Ebenfalls – für deutsche Verhältnisse – sehr intensive Musik machten die Shiny Gnomes aus Nürnberg. „Shine On, you crazy Gnomes“ schrieb der Rolling Stone, und er meinte damit eine Band, die im Kern zwar auch Psychedelic- und Garagenrock spielte, aber ihre Musik mit so vielen Feinheiten – Psych, Beat, Westcoast, Country, Noise Pop – veredelte, dass viele Hörer (auch angesichts des tollen Gesangs) gar nicht an eine deutsche Band glauben mochten. Hier spielen sie „Temple Balls“.
Die Kastrierten Philosophen waren wohl die bekannteste deutsche Underground-Band der 80er Jahre. Auch ihre Musik enthielt so viele verschiedene Elemente (Psychedelic-Rock, Hip-Hop, Dub, Elektronische Musik), das sie immer wieder anders klangen. Ein Beispiel von vielen: „Chase The Devil“.
The Multicoloured Shades aus Marl spielten sicher die eingängigste Musik unter den hier vorgestellten Bands. Das muss aber kein Nachteil sein – der Song „Teen Sex Transfusion“ macht auch heute noch viel Spass und war zumindest im Ruhrgebiet ein richtiger „Hit“.
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Wilfried
BTW – Das Zitat des Tages stammt (angeblich) von Jefferson Starship (Ausläufer von Jefferson Airplane): „Unsere Musik zielt darauf ab, die Kluft zwischen den Generationen zu vergrössern und die Kinder von ihren Eltern zu entfremden.“