Im Rahmen eines Beitrags über die LP-Ausstellung „Sounds“ im Schlossmuseum Jever gab es auch zwei Hörproben von Percewood’s Onagram, die belegen sollten, welch hochkarätige Musik auch in Deutschland auf Platten veröffentlicht worden war. Heute sind Percewood’s Onagramm weitgehend vergessen – um so wichtiger ist es, noch einmal ausführlicher auf diese Band aus Delmenhorst hinzuweisen.
Die Geschichte der Band und ihres Frontmannes Wolfgang Michels, der Percewood’s Onagram 1969 gründete, entbehrt nicht einer gewissen Tragik. Dabei fing alles recht vielversprechend an. Bereits ihre erste Platte von 1969 erregte Aufsehen und motivierte z.B. Alexis Korner, die „Liner-Notes“ zu schreiben. Ausgereifter Endpunkt der bis 1974 währenden Bandgeschichte war dann das Album „Ameurope“ von 1974, das heute als Klassiker der deutschen Rock-Geschichte gilt.
Dieser klare und helle Sound mit seinen mystischen Momenten und den unvergleichlich guten Texten stand damals und steht heute eigentlich noch immer ohne Vergleich da. Bei den Aufnahmen zu „Ameurope“ waren auch die beiden Amerikaner Geary Priest am Schlagzeug und Peter Conant-Schaffer an der Lead-Gitarre dabei, wobei insbesondere der letztere mit seinem sensiblen Spiel die ohnehin schon hochklassigen Kompositionen von Wolfgang Michels noch einmal veredelte und die Musik von Percewood’s Onagram endgültig auf internationales Niveau hob.
Was aber geschah mit der Band und ihrer phänomenalen Platte? Glaubt man den Aussagen eines Rezensenten der Ameurope-LP bei Amazon, so spielte die Musikindustrie wie so oft so auch hier eine ziemlich unrühmliche Rolle: „Dieses Album von Mike Percewood und seiner Band war damals seiner Zeit so weit voraus, dass es von Plattenfirmen als nicht ‚professionell‘, angeblich nicht zu vermarkten war. Die Band hat dann eine 1000er-Auflage auf eigene Kasse pressen lassen und bei den vielen Konzerten gut verkauft. Fairer Preis damals … 10,- DM plus 5,- Mark Eintritt. Dieses Doppelpack wurde natürlich gerne genommen, also Album verkauft und Konzerte gut besucht!“
Sicherlich lag es auch an der Musik, die sich einer klaren stilistischen Zuordnung verweigerte, und den z. T. sehr kritischen und provokanten Texten, dass die Band kein Massenpublikum fand, aber man fragt sich doch, warum solche Dinge geschahen. Da werden auch Erinnerungen wach an „Epitaph“, die von ihrer phantastischen LP „Outside The Law“ hunderttausende Exemplare verkauften, aber von den Erlösen nicht einen Pfennig sahen …
Wolfgang Michels begann nach dem Split der Band eine Solokarriere in den USA, wo er sich fortan Michels nannte und sofort Erfolge feiern konnte. Erst auf dem Umweg über die internationale Anerkennung mochte man dann auch in Deutschland den Songwriter aus der ersten Liga nicht mehr ignorieren. Für das Album „Full Moon California Sunset“ bekam Michels sogar den Deutschen Schallplattenpreis.
Auch die Band Percewood’s Onagram blieb trotz des ausbleibenden Erfolges nicht ohne Echo. Die amerikanische New-Folk-Bewegung in den 1990er Jahren nannte die Band als wichtigen Einfluss und nach deren Mastermind Pat Thomas seien sie sogar „one of Germany’s best kept secrets“.
Ob der längst wieder in Deutschland aktive Wolfgang Michels angesichts seiner Zusammenarbeit mit Rio Reiser oder Neil Young immer noch ein Geheimtipp ist oder einfach nur einer der besten deutschen Musiker, muss jede(r) für sich selbst entscheiden. Als Entscheidungshilfe kommen hier noch einmal zwei Songs von „Ameurope“, die die ganze Klasse dieser LP belegen können. Als Studio-Version hören wir den Song „Leaders (No War No More)“ und in einer Live-Version von 2010 „Cause Me Pain“, dieses geniale Stück, das hellseherisch den bald aufkommenden amerikanischen Punk à la „Television“ vorwegnahm.
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Wilfried
Hab diesen musikhistorischen sehr schönen & kompetenten Artikel gerade durch Zufall entdeckt…ich werde fast rot beim lesen ;-)vielen Dank dafür und für das große Kompliment, welches mich natürlich weiter verplichtet, diesen hohen Qualitäts-Ansprüchen an meine Musik & Texte auch auf meinen neuen Alben gerecht zu werden!-
Das PERCEWOOD’S ONAGRAM Album „AMEUROPE“ verkauft sich nunmehr seit fast 40(!) Jahren- auch weltweit – ist inzwischen immer wieder legal & lizensiert von Major-Record-Companys re-released worden, u.a. 2003 – digitally re-mastered with bonus tracks – from the great & wonderful Warner Music Group Germany – jetzt gerade im November 2011 von Warner Music USA und kommt so zu späten Ehren; mit immer wieder fantastischen Rezensionen wie auch für die MICHELS-Soloalben…bin sehr dankbar dafür…leider gibt es auch immer noch und immer wieder Bootlegs von denen wir leider keinen Cent sehen…von den illegalen downloads & schwarz kopierten gebrannten CDs mal ganz zu schweigen…but anyway music is the most mysterious wonderful thing in the world – besides women 😉 I LOVE IT ! Love & best wishes to YOU ALL…thanks to Wilfried, the writer of this article ! Sincerely yours Wolfgang Michels alias Mike Percewood
Vielen Dank für den schönen Artikel!
Wer mehr über Wolfgang Michels und seine frühere Band Percewood’s Onagram erfahren möchte, findet viel Material unter http://www.michels-zuhause.de und http://www.percewoods-onagram.de
Beste Grüße,
Regina.