Zeitzeugnis

Silvester-Fete elektrisierte die Gäste

Plakat Ankündigung Silvesterparty Wassermühle 1977
Plakat Ankündigung Silvesterparty Wassermühle 1977, Foto: Harald Keller

Die Wassermühle in Lathen/ Ems war von Ende 1976 bis circa 1978 ein sehr angesagter „Laden“. Die Wassermühle führte zunächst Detlev Buth aus Löningen, der zuvor in der Scala/ Lastrup von Wolfgang Schönenberg gearbeitet hatte. Ende 1976 hatte Wolfgang Schönenberg, der Betreiber der Scala in Lastrup, mit harten Auflagen zu kämpfen. Da er keine Diskothekenkonzession besaß und es angeblich massive Ruhestörungen gab, hatten ihm die Behörden verboten, nach 22.00 Uhr in seiner Diskothek laute Musik zu spielen. Wie Wolfgang Schönenberg in seinem Buch „Alles nur nicht bürgerlich“ beschrieb, war das der Tod seines Diskothekentraums und er litt sehr darunter.

Die Wassermühle Lathen zog ehemalige Scala-Besucher vor allem aus dem Raum Lingen/ Meppen/ Papenburg in Scharen an. Detlev Buth hatte wie auch in der Scala Klipschhorn-Boxen installiert und die Lightshow war sehr an das Vorbild der Scala angepasst. Das Musikprogramm war stark Zappa-lastig, Peter Framptons „Stranglehold“ war jeden Abend zu hören. Der Sound war glasklar und irre laut.

Die Sylvesterparty, die dieses Plakat bewirbt, war, wenn ich mich recht erinnere, ein Riesenflop. Ich bin selbst dagewesen, aber die Erinnerungen sind nur noch blass. Allerdings: Ein guter Freund von mir hatte sich am Zelteingang einen Stromschlag eingefangen, der Gott sei dank, ohne Folgen blieb. Ich will hier nichts Falsches berichten, aber ich glaube die Bands die angekündigt waren, waren alle aufgrund des schlechten Vorverkaufs gar nicht erst gekommen. Es waren höchsten 50 Leute da und wir wechselten schnell die Lokalität. Möglicherweise war das finanzielle Disaster an diesem Abend so groß, dass Maria und Ludger Schmees aus Löningen die Wassermühle später weiterführten. Beide gingen allerdings schon bald nach Wetschen bei Diepholz und machten dort die progresssive Diskothek Lindenhof auf.

Der Lindenhof lief sehr gut und imponierte mit seiner großen PA-Anlage und einer ebenso imposanten Lightshow. Diskjockey Rudi, der heute in Bockhorn lebt, sorgte für einen tollen Sound. Unvergessen sind die Momente, wo er Greg Kihns Song „Remember“ auflegte und dazu die mächtige Lightshow anwarf. Unvergessen auch der Sound der Band Omega, der die Tanzenden in andere Spären entführte. Rudi hatte allerdings auch den Mut, moderne jazzige Platten zu spielen. Larry Coryells „Live in Montreux“, LPs von Eberhard Weber oder Charlie Mariano gehörten zu seinem Programm und befinden sich immer noch in meinem Plattenschrank.

Die Fotoaufnahme stammt von Harald Keller, der die Aufnahmen 1976 am Stadtrand von Osnabrück gemacht hat. Man sieht, wie groß das Einzugsgebiet der Wassermühle war, denn Osnabrück ist gut 100 Kilometer von Lathen entfernt. Im Detail interessant die vielen Heftzwecken, die früher Bäume „schmückten“, um dann später von unscheinbaren Tackernadeln abgelöst zu werden …

Gisbert Wegener, Foto: Harald Keller

2 Gedanken zu „Zeitzeugnis“

Schreibe einen Kommentar